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Berlin: Schulpolitik: Unterrichtsausfall nahezu halbiert

Mit einer Erfolgsmeldung kann Schulsenator Klaus Böger (SPD) in die Sommerferien gehen: Der Unterrichtsausfall wurde von 4,8 Prozent im Vorjahr auf 2,9 Prozent reduziert. Als Gründe nannte Böger gestern die Einstellung von 1 300 Lehrern, die 500-Stellen-Reserve für Dauerkranke und eine verbesserte Organisation in den Schulen.

Mit einer Erfolgsmeldung kann Schulsenator Klaus Böger (SPD) in die Sommerferien gehen: Der Unterrichtsausfall wurde von 4,8 Prozent im Vorjahr auf 2,9 Prozent reduziert. Als Gründe nannte Böger gestern die Einstellung von 1 300 Lehrern, die 500-Stellen-Reserve für Dauerkranke und eine verbesserte Organisation in den Schulen. Auch die Lehrergewerkschaften lobten den Rückgang als Erfolg.

Auffällig ist, dass rund zwei Drittel der Stunden, die wegen Krankheit oder Klassenfahrten nicht regulär stattfinden konnten, vertreten wurden. Dies sind immerhin 37 000 von 53 000 Unterrichtsstunden. Zum Vergleich: 1998/99 gab es nur in der Hälfte der Fälle eine Vertretung. Einige Schulleiter seien "problembewusster" geworden und setzten sich stärker dafür ein, dass die Schüler nicht nach Hause geschickt würden, hat der Vorsitzende des Philologenverbandes, Jost Werner, beobachtet. Früher seien sie mitunter "großzügiger" verfahren.

Die härtere Gangart in einigen Schulen wird auf ein Rundschreiben des Landesschulamtsleiters Ludger Pieper zurückgeführt. Der hatte etwa darauf gedrungen, dass Wandertage und Klassenfahrten nur dann genehmigt werden dürften, wenn das Unterrichtsangebot "vollständig gesichert" sei. Außerdem sollten Lehrer verstärkt zum Vertretungsunterricht herangezogen werden, wenn sie zuvor etwa durch Hitzefrei weniger Pflichtstunden gegeben hatten.

Dieses Rundschreiben war zwar nicht viel mehr als eine Auflistung alter Vorschriften von 1980. Insbesondere jüngere Schulleiter hätten diese Vorschriften aber gar nicht mehr gekannt, vermutet Werner. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hingegen führt den Rückgang des Unterrichtsausfalls fast ausschließlich auf die vielen Einstellungen zurück und die wiederum auf die große Demonstration vom 11. November 2000. Das Pieper-Rundschreiben gilt in der GEW weiterhin als Ärgernis.

Angesichts der Aussicht auf neue Stellen für Behinderten- und Ausländerintegration im neuen Schuljahr, auf mehr Referendare und die Beibehaltung der Dauerkranken-Reserve (wir berichteten), herrscht in den Schulen zurzeit eine weniger dramatische Stimmung als vor einem Jahr. "Es scheint besser zu laufen", resümiert etwa die Weddinger Theodor-Plievier-Hauptschule. Allerdings seien noch immer nicht genug Lehrer an Bord. Dies gilt auch für etliche Sonderschulen und berufsbildende Schulen, denen vor allem Fachkräfte fehlen.

sve

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