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Nix wie weg. Am Freitag erhielten Berlins Schüler die Zeugnisse – und wurden in die Ferien entlassen.

© Doris Spiekermann-Klaas

Schulreform: Zeugnisse, Winterferien – und das bange Warten

Nach den einwöchigen Winterferien beginnen die Anmeldefristen für die Oberschulen. Zum ersten Mal spielen bei der Anmeldung für die siebten Klassen die Noten die wichtigste Rolle. Wie Senator Zöllner, Eltern und Experten die jüngste Reform beurteilen.

Rund 300 000 Schüler haben gestern ihre Halbjahreszeugnisse bekommen und können nun die einwöchigen Winterferien genießen. Für einige fängt das Bangen jetzt jedoch erst richtig an – nach den Ferien nämlich beginnen die Anmeldefristen für die Oberschulen. Und obwohl für rund 26 000 Sechstklässler nun klar ist, mit welchem Notenschnitt sie sich an Sekundarschulen und Gymnasien bewerben, wird das Warten auf den gewünschten Schulplatz bis Mitte April eine Zitterpartie sein.

Zum ersten Mal spielen bei der Anmeldung für die siebten Klassen die Noten die wichtigste Rolle. Aus Grundschulen in allen Bezirken hieß es, Eltern würden sich um Zeugnisnoten sorgen und teilweise auch hart um einzelne Noten streiten. „Unter den Eltern herrscht Ratlosigkeit, wie sie ihr Kind gut unterbringen“, sagte Inge Hirschmann, Vorsitzende des GEW-Grundschullehrerverbands und Leiterin der Kreuzberger Heinrich-Zille-Schule. Aus vielen Grundschulen hieß es außerdem, der Druck auf die Kinder sei deutlich gewachsen. „Bei der Zeugnisvergabe waren sie gestern viel aufgeregter als sonst“, sagte etwa Petra Burkert, Leiterin der Pankower Mendel-Grundschule.

Während in den vergangenen Jahren bei der Bewertung von Grundschülern verstärkt Abstand von Zensuren genommen wurde und viele Grundschulen erst in den höheren Klassen überhaupt Noten geben, waren „Noten und Anmeldungen in den letzten Wochen jeden Tag Thema“, sagte der Vater eines zwölf Jahre alten Sohnes aus Pankow. Auch eine Mutter aus Charlottenburg sagte, ihre Tochter habe ständig Angst gehabt, etwas zu verpassen.

Weil Schulen ab sofort 60 Prozent ihrer Schüler selbst auswählen können und rund zwei Drittel der Schulen insbesondere auf den klagefesten Notenschnitt setzen, fordern viele Eltern trotz des steigenden Drucks auf ihre Kinder eine berlinweit einheitliche Grundschul-Notengebung. Der Vorsitzende des Landeselternausschusses, Günter Peiritsch, hält das für eine „fatale Entwicklung“. Noten als einziges Übergangskriterium in die Oberschulen seien nach wissenschaftlichem Standpunkt längst überholt, sagte er.

Wie gut oder schlecht die Sechstklässler insgesamt dieses Jahr abgeschnitten haben, werde nicht erfasst, sagte eine Sprecherin der Bildungsverwaltung. Das Sorgentelefon zur Zeugnisvergabe sei jedoch weniger angerufen worden als in den vergangenen Jahren.Patricia Hecht

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