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Berlin: Schulsenator will Zentralabitur ab 2006 Konsequenz aus schlechtem Pisa-Abschneiden

Susanne Vieth-Entus Das Zentralabitur soll auch in Berlin eingeführt werden. Das hat Bildungssenator Klaus Böger (SPD) gestern überraschend gegenüber dem Tagesspiegel angekündigt.

Susanne Vieth-Entus

Das Zentralabitur soll auch in Berlin eingeführt werden. Das hat Bildungssenator Klaus Böger (SPD) gestern überraschend gegenüber dem Tagesspiegel angekündigt. Allerdings soll dies nur für die Hauptfächer gelten, damit die Schulen ihrem Profil gemäß eigene Akzente setzen können. Die Regierungsfraktionen unterstützen Böger in seinem Vorhaben, zumal auch das Nachbarland Brandenburg ab 2005 zum Zentralabitur übergehen will.

Offenbar hat sich Böger unter dem Eindruck der Pisa-Ergebnisse zur Flucht nach vorn entschlossen. Denn die „Pisa-Sieger“ Bayern und Baden-Württemberg haben eine lange Tradition in Sachen „Zentralabitur“. Und am kommenden Donnerstag droht das nächste Pisa-Desaster, denn es werden die Ergebnisse der Gymnasien bundesweit verglichen. Befürchtet wird, dass Berlin nicht gerade einen Spitzenplatz erreicht. Hinzu kommt, dass auch Niedersachsens Regierungschef Gabriel gestern bekannt gab, den Weg zum Zentralabitur zu beschreiten.

Bisher hatte Böger mit diesem Schritt gezögert, weil viele Schulen um ihre individuellen Schwerpunkte bangen. Auch eine interne Arbeitsgruppe hatte noch keine Entscheidung getroffen. Zu dieser Arbeitsgruppe gehörte etwa der Steglitzer Gymnasialleiter Wolfgang Harnischfeger, der befürchtet, dass die Qualität unter der Zentralisierung leide. „Es wird dann mehr Wissen abgefragt und weniger die Anwendung des Gelernten“, lautet seine Befürchtung. Zudem verweist er darauf, dass Pisa nichts über die Qualität des Abiturs aussage, denn es seien ja die 15-Jährigen getestet worden: Es gebe einen großen Unterschied zwischen Mittel- und Oberstufe, da die Anforderungen ab Klasse 11 erheblich gesteigert würden.

Allerdings gibt auch Harnischfeger zu, dass das Zentralabitur einen erheblichen Vorteil bringt: die Beschleunigung der Abiturphase. Bisher brauchen die Lehrer nämlich viele Wochen, um alle Aufgabenvorschläge und einen mehrseitigen „Erwartungshorizont“ zu erarbeiten. Dies fiele künftig weg, so dass die Lehrer erheblich entlastet würden. Damit ließe sich die Verkürzung des Abiturs auf 12,5 Jahre leichter erreichen.

Die SPD-Fraktion hat offenbar nichts gegen Bögers Pläne einzuwenden. „Das Zentralabitur kommt“, da war sich die schulpolitische Sprecherin Felicitas Tesch gestern sicher. Auch Sieglinde Schaub von der PDS will sich dem nicht entgegenstellen. Zustimmung gibt es auch von CDU und FDP, lediglich die Bündnisgrünen würden lieber bei der jetzigen Regelung bleiben.

Böger rechnet damit, dass das erste Zentralabitur in Berlin 2006 abgelegt werden könnte. Früher geht es nicht, denn die Schulen brauchen einen dreijährigen Vorlauf, weil die Unterrichtsinhalte in der gesamten Oberstufe verändert werden müssen.

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