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Schummelei bei Prüfung: Zöllner: Mathe-Klausur muss wiederholt werden

Die Mathematikaufgaben für den mittleren Schulabschluss waren vor dem Klausurtermin offensichtlich breit über die Stadt verteilt. Immer mehr Schüler und Lehrer wehren sich jedoch gegen eine Wiederholung, während die Verwaltung fieberhaft nach einem Leck sucht.

Rund 60 Schulen hätten inzwischen mitgeteilt, dass es bei ihnen „Unregelmäßigkeiten gegeben habe“, teilte die Bildungsverwaltung am Freitag mit. Dennoch mehren sich die Forderungen, von einer Wiederholung der Prüfung abzusehen. Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) hat den 23. Juni als neuen Termin festgesetzt – und bekommt Unterstützung durch den Regierenden Bürgermeister. Klaus Wowereit hält es „aus Gründen der Fairness“ für richtig, die Klausur erneut schreiben zu lassen.

„Wir haben großes Verständnis dafür, wenn Eltern auf dem juristischen Weg die Anerkennung der jetzt erbrachten Leistungen ihrer Kinder durchsetzen wollen“, erklärte dagegen die GEW-Vorsitzende Rose-Marie Seggelke, „denn der Ehrliche darf nicht der Dumme sein.“ Sie schlägt vor, die Note der Arbeit ausnahmsweise durch die ohnehin bereits vorhandene Jahrgangsnote zu ersetzen, was allerdings der Landesschülerausschuss ablehnt: „Was ist dann mit den Schülern, die als Jahrgangsnote eine Fünf haben?“, fragt Vizesprecher Christoph Walter. Sein Gremium setzt sich dafür ein, dass alle Zehntklässler abstimmen, ob die Klausur wiederholt werden soll.

Ein weiterer Vorschlag kommt von der GEW-Schulleitervereinigung. Man könne doch dieses Jahr die MSA-Prüfung für Mathematik „aussetzen“, meint ihr Vorsitzender Wolfgang Harnischfeger.

Für die Bildungsverwaltung kommen all diese Varianten nicht infrage. „Das Schulgesetz besagt ganz klar, dass zum MSA eine Prüfung in Mathematik gehört“, erläutert Sprecher Kenneth Frisse. Dass diese Prüfung zentral sein müsse, stehe in der entsprechenden Verordnung. Die Juristen der Bildungsverwaltung sehen daher keinerlei Spielraum in dieser Frage.

Parallel zu dem Streit um die Wiederholung geht die Suche nach der undichten Stelle weiter. Als völlig haltlos erwiesen sich Gerüchte, wonach die Aufgaben von einem Mitarbeiter der Bundesdruckerei weitergegeben worden sein sollen. „Die Bundesdruckerei ist nicht Produzent der Vorlagen und war zu keinem Zeitpunkt mit diesem Produkt befasst“, sagte Sprecherin Marcia Rupprecht. Welche Druckerei den Auftrag hatte, wollte die Bildungsverwaltung nicht sagen.

Auf einem Missverständnis beruhte auch der Hinweis, dass ein Versehen an der Bettina-von-Arnim-Schule die Indiskretion in Gang gesetzt habe. Die Schule hatte damit nichts zu tun. Jetzt ist die Verwaltung dabei, nach dem tatsächlichen Übeltäter zu suchen. Viel Zeit bleibt ihr nicht, wenn es dabei bleibt, dass am 23. Juni der zweite Versuch startet: Andernfalls besteht die Gefahr, dass sich die Panne wiederholt. Auch die Staatsanwaltschaft ist inzwischen eingeschaltet.

Zudem muss die Bildungsverwaltung entscheiden, wie man mit den Schülern verfährt, die am neuen Klausurtermin auf Klassenreise sind. Eine Überlegung besteht darin, sie gemeinsam mit denen nachschreiben zu lassen, die an dem Tag erkrankt sind. Schüler, deren Betriebspraktikum am 23. Juni beginnt, könnten ja einen Tag später anfangen, schlägt Wolfgang Harnischfeger vor.

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