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Berlin: Schwarzer Sonntag für die fliegenden Händler Am Nachmittag öffneten

die Tore zum Stones-Konzert

Traumberuf Schwarzhändler? Nicht an so einem Abend. Nicht, wenn man sich mit Tickets für die Stones im Olympiastadion beizeiten eingedeckt hat, und dann versichert der Veranstalter des Rockzirkus noch am Vortag, es gebe noch Restkarten an der Abendkasse. Der eine oder andere Euro dürfte sich am Sonntag also auf den Wegen zwischen UBahn, S-Bahn und Stadion, der klassischen Schwarzmarkt-Strecke, in Luft aufgelöst haben. Das war vor acht Jahren beim „Voodoo Lounge“-Auftritt der Stones am selben Ort noch ganz anders. Das Angebot konnte die Nachfrage schon im Vorfeld nicht decken, die Veranstalter sorgten sich wegen möglicher Fälschungen, statteten die Kontrollettis sogar teilweise mit Speziallampen aus, Prüfgeräten in Banken nicht unähnlich.

Knapp 60 000 Tickets waren diesmal im Vorverkauf aber doch schon über den Ladentisch gegangen. Gegen 16.30 Uhr wurden die Tore geöffnet, manche haben es danach sehr eilig, ihren ganz speziellen Platz zu finden. Nicht nur ganz vorne, sondern vorne rechts, wenn man besonders Keith nahe sein will. Der steht da schließlich immer. Und diesmal war sogar eine besonderer Ort der Nähe im Innenraum geschaffen worden: eine kleine Extrabühne für ein Bad in der Menge, gedacht als Höhepunkt des Konzerts. So nahe komme man da den Stones, dass man fast auf sie spucken könne, scherzte Jake Berry, schon 1995 als Production Manager der Stones in Berlin und diesmal wieder dabei. Nun, wer wird so garstig sein?

Während gegen 19 Uhr die irischen Cranberries mit ihrem Vorprogramm beginnen wollten, sammelten sich in der Galerie Camerawork erst die Edelgäste in der unlängst dort eröffneten Fotoausstellung über 40 Jahre Stones. Zusätzlich waren Aufnahmen von Gitarrist Ron Wood aufgehängt worden, fürwahr der geeignete Ort, um so einen Konzertabend gepflegt zu beginnen. Isa von Hardenberg hatte das Rollen der Steine als VIP-Event angeboten, mit Treffen in der Galerie, Shuttle-Bus zum Stadion, VIP-Lounge und After Show Party im nahen Dorset Haus, das Ganze für 450 Euro. Unter anderem hatten Boris Becker, Iris Berben, Vicky Leandros, Friede Springer, Heike Makatsch und Alexander Erbprinz zu Schaumburg-Lippe zugesagt.

Mit drei „dramatically different shows“ kreisen die Stones derzeit durch Europa, da blieb für die Fans die Spannung bis zuletzt. Würden sie mit „Jumping Jack Flash“ losdonnern wie im Münchner Circus Krone, das im dortigen Olympiastadion erst der Feuerwerk-sprühende Höhepunkt war? Dort wurde mit „Brown Sugar“ eröffnet, ein nicht mehr taufrisches Stück auch dies. Aber die neueren Songs der Stones haben ja sowieso nur geringe Chancen, in die Setliste aufgenommen zu werden. ac

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