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Die Not ausgenutzt. Nach einem Millionenverlust und der Entlassung des Chefs der Süd-West Behindertenhilfe des DRK fordern Politiker ein engeres Kontrollnetz für die sozialen Träger.

© Kitty Kleist-Heinrich

Süd-West-Behindertenhilfe: Schweigen nach dem Skandal

Nach dem Millionenverlust bei der Süd-West-Behindertenhilfe und der Entlassung ihres Geschäftsführers fordern Politiker eine schnelle Aufklärung des Falles und für die Zukunft eine Verbesserung der Kontrollmechanismen. Der Verband der DRK schweigt derweil.

Während in Politik und Öffentlichkeit die Empörung über den neuerlichen Skandal im Berliner Sozialwesen wächst, hüllt sich der DRK-Landesverband in Schweigen. Wie berichtet war zum Jahreswechsel dem Geschäftsführer der Süd-West-Behindertenhilfe, Reiner Krüger, fristlos gekündigt worden. Er soll der Werbeagentur seiner Ehefrau Aufträge im Wert von Hunderttausenden Euro zugeschanzt haben, während die Einrichtung binnen vier Jahren Verluste in Höhe von etwa 2,7 Millionen Euro machte.

Der sozialpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Gregor Hoffmann, fordert eine Verbesserung der Kontrollmechanismen. Er fühlt sich an den Fall der Treberhilfe erinnert. Deren damaliger Geschäftsführer, Harald Ehlert, hatte aus den Renditen der Treberhilfe unter anderem einen Dienst-Maserati, eine Villa am See und sein astronomisches Gehalt finanziert. Auch der jetzt gefeuerte Reiner Krüger soll laut einem Gutachten des DRK-Landespräsidiums mit 220 000 Euro ein stattliches Gehalt kassiert haben. „Es müssen regelmäßige Wirtschaftlichkeitsprüfungen durchgeführt werden“, sagt Hoffmann deshalb. Die Möglichkeiten bestünden bereits. Der Senat habe aber bisher noch keine Vorstöße unternommen.

Eine Sprecherin der Senatsverwaltung für Soziales weist die Vorwürfe zurück. Anders als die Treberhilfe habe die Süd-West-Behindertenhilfe keinerlei Zuwendungen bekommen. Allerdings ist auch die Behindertenhilfe als gemeinnützige GmbH steuerlich bessergestellt. Dass aufgrund der Misswirtschaft eines Mitarbeiters rund 2,7 Millionen Euro Minus gemacht wurden und somit nicht den Bedürftigen zugute kommen konnten, sei „bedauerlich“. Es obliege nun der Senatsverwaltung für Finanzen, zu prüfen, ob die Gemeinnützigkeit weiter gegeben sei.

Jasenka Villbrandt, die als sozialpolitische Sprecherin für die Grünen im Abgeordnetenhaus sitzt, kritisiert vor allem, dass die weitreichenden Entscheidungen, die letztlich zu dem Millionenverlust geführt hätten, nur in der Verantwortung einer einzigen Person lagen. „Wenn das DRK jemandem diese Verantwortung überlässt und dann nicht einmal nachschaut, trifft auch den großen Träger eine Mitschuld“, so Villbrandt. „Das DRK muss nun belegen, was bei der internen Arbeit nicht stimmt und warum das Problem nicht vorher bekannt wurde.“

Der Landesgeschäftsführer des DRK, Andreas Bode, verweist derweil auf die Erfolge der Initiative „Transparente Zivilgesellschaft“ der sich das DRK als einer von wenigen Wohlfahrtsverbänden bereits angeschlossen habe. „Der vorliegende Fall Behindertenhilfe zeigt, dass die Verantwortlichen im Kreisverband, die nicht dazu verpflichtet gewesen wären, Daten geliefert haben, um unserem Transparenzanspruch gerecht zu werden“, so Bode. Zu den genauen Vorgängen wolle man sich beim Landesverband aufgrund der laufenden rechtlichen Auseinandersetzung aber nicht äußern.

Nach Informationen des Tagesspiegels ist man Krüger im Landesverband allerdings schon seit Ende August auf der Spur. Offenbar blieben Anfragen der Geschäftsführung und des Präsidiums beim Kreisverband Steglitz-Zehlendorf lange unbeantwortet. Erst als der Landesverband der Behindertenhilfe die Zuwendungen strich, kamen nach und nach Details des Skandals ans Licht, die in der Kündigung Krügers mündeten. Reiner Krüger selbst wollte sich auf Anfrage nicht zu den Vorwürfen äußern. Er hat eine Klage gegen seine Entlassung angestrengt.

Unterdessen ist aus dem DRK zu vernehmen, dass der Kreisvorsitzende von Steglitz-Zehlendorf, Christian Knappe, trotz des Skandals weiter volles Vertrauen genieße. Er habe, sobald er Kenntnis von den Geschehnissen hatte, „schnell und hart durchgegriffen“.

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