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Berlin: Sehnsucht nach Pelmeni

Lichtenberg ist eines der Zentren russischen Lebens Das wird bis Sonntag mit einem Volksfest gefeiert

Ein Kasache schwenkt eine russische Fahne vor einem BVG-Bus, der als Sonderfahrt gekennzeichnet ist. Im Bus steht Christina Emmrich am Mikrofon. Die Bezirksbürgermeisterin von Lichtenberg ist die Reiseleiterin der diesjährigen Lichtenberger Medienrundfahrt, die am Freitag stattfand. Emmrich hat die „Image Runde“ gegründet, die sich dafür einsetzt, dass Lichtenberg ein besseres Image bekommt. „Wir sind mehr als Platte, Stasi und rechte Gewalt“, sagt Sabine Hermann, die sich für Lichtenberg engagiert. Deshalb werden seit fünf Jahren Fahrten für Journalisten organisiert. Dieses Jahr mit dem Motto: Russisches Leben in Berlin. Der Termin war passend gewählt: Seit Freitag werden im Ortsteil Karlshorst die deutsch-russischen Festtage gefeiert.

In Berlin sprechen etwa 300 000 Menschen Russisch, die meist von ihnen wohnen in Charlottenburg, Marzahn, Reinickendorf und auch Lichtenberg. Deshalb gibt es hier viele Möglichkeiten, sich mit russischer Kultur und Sprache auseinanderzusetzen, von der Kita bis zur Hochschule kann bilingual gelernt werden.

Wer russische Lebensmittel kaufen will, kann das zum Beispiel im 800 Quadratmeter großen Supermarkt „Stolitschniy“ an der Landsberger Allee. Elena Moskvina, die Geschäftsführerin, ist am Freitag Teil des Begrüßungskomitees vor dem Supermarkt. Eine Sängerin singt traditionelle russische Lieder, der verkleidete Kasache, der eigentlich Übersetzer ist und Mario Rödel heißt, gesellt sich zu den Kostümierten. Mit Sekt wird angestoßen, dann mit Wodka. Pelmeni und Kaviar gibt’s beim Rundgang durch den Supermarkt natürlich auch. Elena Moskvina freut sich, dass es in den vergangenen Jahren immer mehr Deutsche in den Supermarkt verschlägt. Mittlerweile würde ihre Kundschaft zur Hälfte aus Russen und zur Hälfte aus Deutschen bestehen. Das liege daran, dass hier viele Deutsche leben, die gute Erfahrungen mit Russland gemacht haben und dann ihre lieb gewonnenen Pelmeni hier kaufen, sagt die Geschäftsführerin, die 1991 aus Russland nach Deutschland eingewandert ist.

Die Bezirksbürgermeisterin bestätigt die Entwicklung. Sie selbst sei aus der DDR oft zum Urlaub in die Sowjetunion gereist. Zwar könne sie Pelmeni selbst machen. Aber oft habe sie dafür keine Zeit, da kauft sie sie hier im Supermarkt.

Russen lieben ihren Supermarkt ebenfalls. Lilia Moor zum Beispiel hat sich an den Geschmack der Lebensmittel von klein auf gewöhnt, darauf möchte sie auch in Deutschland nicht verzichten. Deshalb gehe sie gerne hier einkaufen, sagt sie. Vor allem kaufe sie gerne Wareniki, Teigtaschen wie die Pelmeni, nur nicht mit Fleischfüllung, sondern mit Kartoffeln oder Weißkohl. Obwohl auch andere deutsche Supermärkte immer mehr russische Lebensmittel verkaufen, Wareniki gäbe es nirgends außer in den russischen Supermärkten, sagt sie.

Wareniki, Pelmeni und andere Spezialitäten sowie zahlreiche Kulturveranstaltungen kann man an diesem Wochenende auch bei den russisch-deutschen Festtagen genießen. Die finden bis Sonntag auf der Trabrennbahn Karlshorst statt. Die Bürgermeisterin ist stolz, dass die Festtage zu einer festen Institution geworden sind. Marianna Mamonova

Mehr zu den russisch-deutschen Festtagen im Internet unter www.drf-berlin.de

Marianna Mamonova

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