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Berlin: Sehr gesellschaftsfähig

Arthur Miller war Berlin verbunden: Als Gast der American Academy und als Filmschaffender

Ein Schatten lag auch am zweiten Festivaltag über der Glitzerwelt der Berlinale. Am Eröffnungsabend hatte deren Leiter Dieter Kosslick des wenige Stunden zuvor verstorbenen französischen Produzenten Humbert Balsan gedacht, gestern nun, anlässlich des Todes von Arthur Miller, erinnerte man sich an das, was das Fest dem Dramatiker zu verdanken hat.

Fast wäre er selbst einmal dort Gast gewesen. Das war 1990, als auf der Berlinale der von Karel Weisz nach Millers Script gedrehte Thriller „Everybody Wins“ lief, mit Nick Nolte als Detektiv und Debra Winger als Edelprostituierte in den Hauptrollen. Für den Dramatiker war es nach „Misfits – Nicht gesellschaftsfähig“ (mit Marilyn Monroe und Clark Gable) das zweite Drehbuch. Kurz vor dem Filmfest hatte Miller auf der Reise nach Moskau für ein paar Tage in Berlin Station gemacht und fand immerhin Zeit für ein kleines Pressegespräch, in dem er die Umsetzung des Textes in Bilder als „faszinierenden und schwierigen Prozess“ schilderte.

Sieben Jahre später hatte die Verfilmung seines Dramas „Hexenjagd“ auf der Berlinale Premiere, mit Winona Ryder und Daniel Day-Lewis in den Hauptrollen. Miller hatte dazu sein Drama in ein Drehbuch verwandelt.

Mit Day-Lewis war er mittlerweile auch verwandt. Im November 1996 hatte der Schauspieler Arthur Millers Tochter aus dritter Ehe, die Regisseurin Rebecca Miller, geheiratet. Das Paar ist während der aktuellen Berlinale mit dem Panorama-Film „The Ballad of Jack and Rose“ vertreten, der am Dienstag Premiere hat. Ursprünglich war wohl auch an einen Besuch des Paares auf dem Filmfest gedacht, jedenfalls findet sich ein entsprechender Hinweis auf der Internet-Seite der Berlinale. Ein Anruf gestern bei der Panorama-Sektion ergab allerdings, ein Besuch Rebecca Millers sei nicht geplant gewesen.

Doch hatte Miller noch eine besondere Beziehung zu Berlin, dafür gab es sogar einen Titel: „Distinguished Inaugural Senior Fellow“. Als erster Ehrenfellow der American Academy hatte er selbstverständlich an deren Eröffnungsparty im Herbst 1998 am Wannsee teilgenommen und weilte dann eine Woche in der Stadt, die ihm seltsam vorkam: „Berlin kommt mir jetzt vor wie San Francisco nach dem Erdbeben. Ich habe noch nie so viele Baustellen gesehen.“

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