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Berlin: Sein Freund, der Baum

7000 Fichten und Tannen wachsen bei Jörg Martin. Man kann sie selbst schlagen

In seinem Kofferraum transportiert Jörg Martin rote Nikolaus-Mützen. Die braucht der 37-jährige Ingenieur für seine Mitarbeiter und sich. „Da können uns die Kunden besser finden.“ Sonst sieht man die Verkäufer vor lauter Bäumen nicht. In Mellensee bei Zossen verkauft Jörg Martin seit vier Jahren auf einem gepachteten Grundstück Weihnachtsbäume. 7000 wachsen dort, ein Meer von Blaufichten, dazu einige serbische Fichten, Coloradotannen, Küstentannen und Nordmanntannen.

In der Vorweihnachtszeit, wenn er nicht an der Universität Cottbus als wissenschaftlicher Mitarbeiter an Kraftwerkstechnik arbeitet, ist Jörg Martin auf dem einen Hektar großen Grundstück anzutreffen. Jedes Adventswochenende und sogar am 23. und am 24. Dezember kommen die Kunden mit der Säge. Denn bei Jörg Martin können sie ihre Bäume selber schlagen. Um den Preis feilschen sollen sie auch, damit das Ganze richtig Spaß macht.

Zur Stärkung gibt es Würstchen und Glühwein. Manche brauchen Stunden, bis sie mit dem richtigen Baum abziehen. Ein frischer nadelt nicht so schnell und duftet herrlich. Nach Harz, nach Wald. Jörg Martin will, dass die ganze Familie Spaß hat. Einen Weihnachtsmann lässt er Geschenke an die Kinder verteilen. Und weil die sich so was merken, kommen manche auch dieses Jahr – mit fertig geschriebenen Wunschzetteln.

Wie ist Jörg Martin auf den Weihnachtsbaum gekommen? „Ich wollte eigentlich mit erneuerbaren Energien arbeiten“, sagt er. Als sich viele seiner Freunde nach der Wende selbstständig machten, suchte er nach einem passenden Projekt, dachte an Solartechnik. Dann bot ihm ein Freund eine Waldwiese zum Kauf an, und Jörg Martin fing an zu träumen: Von einem Betrieb mit Weihnachtsbäumen, die ohne Chemie aufwachsen. Das mit der Wiese klappte nicht, aber die Idee hatte sich festgesetzt. Im Frühjahr 1995 startete Martin sein Projekt – mit 11000 Setzlingen. An seine Bäume lässt er nur Wasser und pflanzliche Mittel. Schülergruppen oder Gärtner helfen ihm, und die Familie steht tatkräftig zur Seite, wenn der Andrang groß ist. Das ist er zum Teil auch nachts: Die Hinweisschilder räumt Jörg Martin nach Verkaufsende weg, seit nachts Bäume gestohlen wurden.

Auf das Weihnachtsfest freut er sich immer noch – oder sogar mehr als früher, denn dann ist der erschöpfende Verkaufsstress vorbei. Unter seinem Weihnachtsbaum ist Jörg Martin auch schon eingeschlafen.

Die Weihnachtsbaumschule von Jörg Martin (0170/8665061) in Mellensee bei Zossen ist so zu erreichen: Von Rangsdorf am Berliner Ring (A10) aus südlich durch Großmachnow fahren und von Dabendorf nach Zossen. Dort nach Mellensee in Richtung Sperenberg abbiegen. Der Weg ist an Verkaufstagen ausgeschildert. Weitere Informationen sind im Internet auch unter der Adresse www.weihnachtsbaum- selbst-schlagen.de zu finden.

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