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Das Musical. „Hinterm Horizont“ hat diesen Donnerstag im Theater am Potsdamer Platz Premiere.

Das Musical

. „Hinterm Horizont“ hat diesen Donnerstag im Theater am Potsdamer Platz Premiere. Täglich gibt es Abend-, am Wochenende auch Nachmittagsvorstellungen. Karten kosten zwischen 36 und 116 Euro, mehr Informationen unter Telefon 01805/4444 oder www.stage-entertainment.de

Er ist immer an Udos Seite, sieht aus wie Markus Maria Profitlich, aber in Böse. Eddy Kante, 51 Jahre, 105 Kilo, arbeitet offiziell als Bodyguard des Sängers. In Wahrheit ist er viel mehr: Chauffeur, Kumpel, Kreditkarten-Aufbewahrer, Badewasser- Einlasser. Eddy hat stets Brillenputztücher und Kaugummis dabei, falls Udo mal eines braucht. Eddy, der eigentlich Frank heißt, ist extremer Lindenberg-Fan, stand bei Konzerten jahrelang in der ersten Reihe. Den Namen seines Lieblingssängers trägt er als Tätowierung. Sieht nicht sehr gelungen aus, er hat sie sich selbst gestochen. Bevor er als Bodyguard anheuerte, saß er im Knast wegen Schwarzfahrens, außerdem hat er nach eigenen Angaben eine Straßenbahn entgleisen lassen und eine Möbelfirma in Brand gesetzt. Die stand aber leer. Eddy Kante gilt als

Mitbegründer der „Freeway Riders“, einer Hagener Rockerguppe, die Wert darauf legt, nicht mit friedliebenden Motorradklubs

in einen Topf geworfen zu werden. Ohne Lindenberg wäre er im Rotlichtmilieu versackt. Eddy sagt über Udo: „Er hat mich gelehrt, mit Messer und Gabel zu essen.“ Udo sagt über Eddy: „Er ist mir zugelaufen.“

Udo Lindenberg, 64, mag Eierlikör. Und Whiskey. Und Doppelkorn. Oder was ihm sonst so in Gläsern serviert wird. Den Alkohol schätzt er auch als Unterstützung beim Texteschreiben, auf seinem letzten Album hieß es: „So manche hohe Wissenschaft /und Symphonien und höhere Sphären /wär’n nicht entstanden, wenn die Kollegen immer nur nüchtern geblieben wären.“ Gleichzeitig verbietet er sich jeden Kontakt mit psychedelischen Drogen: „Mein Kopf ist sowieso schon genug Spielautomat.“ Außerdem gilt: unnötigen Stress vermeiden! Wenn ihn auf der Straße ein Fremder anspricht und nervt, behauptet Lindenberg, bloß ein Lindenberg-Double zu sein.

Wer Star sein will, darf niemals alles von sich preisgeben, sagt Udo Lindenberg. Nicht aus Selbstschutz, sondern weil man seinen Fans Projektionsfläche für eigene Fantasien lassen sollte: „Die Leute müssen träumen können, ansonsten geht die Spannung weg.“ Den Rat hat er von Marlene Dietrich bekommen, mit der Udo zeitweise eine Telefonfreundschaft pflegte. Einmal sagte sie: „Udo, du musst nicht in jeder Talkshow von deinen ganz privaten Sachen oder deinen Haushaltsangelegenheiten reden. Das Kapital des Langzeit-Stars ist die geheimnisvolle Aura.“ Er hat sich dran gehalten. Weitere Erfolgsformel: öfter mal den eigenen Namen googeln. Damit man weiß, was die Leute so über einen denken.

Mindestens fünf Jahre lang soll das Musical am Potsdamer Platz laufen, wünscht sich Udo. Weil er nicht selbst auf der Bühne ins Mikrofon nuscheln wird, kann er schon die nächsten Projekte in Angriff nehmen. Als Erstes sucht er einen festen Ort, um seine Gemälde auf Likörbasis nach mehreren Wanderausstellungen dauerhaft präsentieren zu können – auch Berlin kommt als Standort infrage. Außerdem möchte Lindenberg ein neues Album aufnehmen, mit Unplugged-Versionen seiner größten Hits sowie einigen bisher unveröffentlichten Liedern. Im Herbst gibt’s vielleicht eine Hallentournee.

Der Sänger sagt: „Das Auge hört mit.“

Deshalb legt er viel Wert auf sein Äußeres, das müsse man auch, wenn man, wie er, dauerhaft „im Schönheitsgewerbe“ tätig sei. Oberste Regel: lange ausschlafen, mindestens bis 12 Uhr. Außerdem joggen, schwimmen und ab und zu einen Assam- Tee ziehen lassen. Der Rest sei seinem Lebenswandel geschuldet: „Panik hält frisch. Offenbar unterliege ich nicht der

irdischen Zeitrechnung.“

Er traf sie auf einem Popkonzert in einem Hamburger Club und sprach sie an: „Hi.“ Seit 1998 sind Udo Lindenberg und Fotografin Tine Acke, 34, liiert, seit kurzem reden sie auch darüber. Zum Beispiel über den Altersunterschied (Tine: „Er hat sich diese große Leidenschaft erhalten“) oder die Spielregeln ihrer Beziehung (Udo: „Ein echter Rockstar kann nicht bloß einer Frau gehören“). Acke ist ehemalige Klosterschülerin und Kamerafrau beim Offenen Kanal, Udo schenkte ihr die erste Spiegelreflex. Inzwischen hat sie mehrere hunderttausend Bilder von Udo gemacht, manchmal knipst sie auch die Prinzen und Peter Maffay. Der lasse sich aber immer nur von einer Seite ablichten, sagt Acke. Am Donnerstag wird sie bei der Premiere über den roten Teppich laufen. Dabei hat sie unlängst gestanden, dass sie

mit Musicals nichts anfangen kann. „Hinterm Horizont“ sei allerdings eine Ausnahme.

Auch wenn es nicht so wirkt: Udo Lindenberg hat 55 verschiedene Kopfbedeckungen. Seine liebste ist das Modell „Open Road“ der Marke „Stetson“ (siehe rechts), der Sänger hat es für 200 Dollar auf der New Yorker Madison Avenue gekauft, kein anderer Hut habe ihm mehr Glück gebracht als dieser. Lindenberg wird ihn auch bei der Premiere tragen, eine überdimensionale Kopie steht als Kulisse auf der Bühne. Ganz wichtig: Die Sonnenbrille nimmt er gelegentlich ab, den Hut nie! Darunter verberge sich eine Narbe, sagt Udo. Eine Frau habe ihn in New York mit einem Messer angegriffen. Eddy Kante war grad nicht in der Nähe.

Obwohl Udo seit Jahrzehnten im Hotel

Atlantic an der Hamburger Außenalster residiert,

kann man seine Liebe zu Berlin nicht überhören. Immer wieder hat er die Stadt besungen, unter anderem in „Mädchen aus Ostberlin“ und im „Sonderzug nach Pankow“, einer Spitze gegen die DDR-Oberen. Sein 1983er Konzert im Palast der Republik wollte das Regime erst verbieten. Weil er aber denselben Manager wie Harry Belafonte hatte und der unbedingt einen Konzertabend geben sollte, gab die DDR schließlich nach. Allerdings wurden die echten Fans ausgesperrt, drinnen klatschte FDJ-Chef Egon Krenz. Nach der Wende hat Lindenberg immer wieder wochenweise in Berlin gelebt, mal im Adlon, mal im Interconti, jetzt gerade wieder im Hyatt. Glück hatte Lindenberg, dass er ausgerechnet 2008 zur Jubiläums-Fahrt des historischen „Sonderzugs nach Pankow“ verhindert war: Auf der Rückfahrt entgleiste die Bahn.

Sie nannte ihn „Lindenblütenkussgespenst“. Er nannte sie „Zärtlichkeitsweltmeisterbraut“. Mitte der achtziger Jahre

waren Udo und Popsängerin Nena ein Paar, erzählten es

aber niemandem. Meistens trafen sie sich undercover in verschiedenen Berliner Hotels, Nena tarnte sich mal als Nonne, mal als kanadische Großmutter oder schlich mit Affenmaske überm Kopf am Portier vorbei. In Liebesbriefen schmachtete er sie als „Prinzeß Praline“ und „Hannelore von Hüpf“ an. Kennengelernt hatten sie sich während eines Fluges nach London: Er fand sie oberflächlich, sie ihn zu alt, aber dann funkte es doch. Ob sie am Donnerstag zur Premiere kommt? Eine Einladung hat sie jedenfalls.

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