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Berlin: SEK-Übung: Keine Trainingsplätze für die Männer mit den Motorrad-Masken

Sie treten an, wenn es gilt, bewaffnete Schwerverbrecher dingfest zu machen. Türen rennen sie mit dem Eisenschild ein.

Sie treten an, wenn es gilt, bewaffnete Schwerverbrecher dingfest zu machen. Türen rennen sie mit dem Eisenschild ein. Sie befreien Geiseln, überwältigen Entführer und legen sich mit rumänischen Einbrechern an, die bei der Securitate, dem ehemaligen Geheimdienst des Landes, ihre Nahkampfausbildung erhalten haben. Wenn sie zu Hilfe gerufen werden, die Männer vom Spezialeinsatzkommando (SEK), dann erkennt man sie daran, dass man sie nicht erkennt: In der Öffentlichkeit ziehen sie meist Motorrad-Masken über die Gesichter, damit ihre Gegner sie nicht identifizieren können. Aber die Fertigkeiten der Männer mit den Masken müssen trainiert werden. Und an diesen Möglichkeiten hapert es derzeit.

Um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein, sucht sich das SEK immer neue Trainingsobjekte. Zuletzt war es ein voll besetztes Fahrgastschiff der Stern- und Kreisschifffahrt. Das Motorschiff "Sachsen" wurde am 22. August auf dem Müggelsee von einem achtköpfigen SEK-Kommando gleich mehrfach "geentert". Dass Terroristen ein Schiff in ihre Gewalt bringen und die Passagiere als Geiseln nehmen, ist ein Szenario, das Sicherheitsexperten nicht ausschließen. Für die Retter aber fehlen die Möglichkeiten, unter realistischen Bedingungen zu üben. Also wurde kurzerhand mit Hilfe der Wasserschutzpolizei der Kapitän der "Sachsen" angefunkt und um "Enter-Erlaubnis" gefragt. Der Schiffsführer informierte seine Passagiere, diese hatten offenbar auch nichts gegen diese ungewöhnliche Abwechslung einzuwenden, sondern hätten sogar Beifall geklatscht, sagte ein Polizist.

Was bisher nur mit Frachtschiffen geübt worden war, soll künftig öfter auch bei Passagierschiffen geschehen. Die Polizei nimmt sich vor, dann die Reedereien sehr viel eher zu informieren. Die Reederei der "Sachsen" hat Verständnis: "In einer Zeit, in der so viel passiert, ist es wichtig, dass die Polizei übt, um für alle Situationen gerüstet zu sein. Andererseits wäre es uns lieb gewesen, wenn man uns rechtzeitig informiert hätte".

Größere Probleme als bei den Schiffen hat das SEK beim Training anderer Einsätze. Die Lufthansa beispielsweise, stelle Flugzeuge in Berlin nur gegen Kostenerstattung zur Verfügung, sagte ein Beamter. Als Berlin noch Vier-Mächte-Stadt war, durfte das SEK immer wieder an verschiedenen Flugzeugtypen üben, die die Fluggesellschaften der Alliierten zur Verfügung stellten. Die einzige Spezialeinheit, die jetzt noch kostenfrei üben dürfe, sei die GSG 9, hieß es. Nach Auskunft des Chefs des Berliner Landeskriminalamtes (LKA), Hans-Ulrich Voß, sind jedoch bundesweit Absprachen getroffen worden, dass die SEK der einzelnen Bundesländer an Flugzeugen trainieren könnten.

Abseilübungen vom Hubschrauber in der "Fighting City" - einer Geisterstadt in Ruhleben, in der englische Soldaten den Straßenkampf erlernten - scheitern an Beschwerden von betroffenen Anwohnern, die den Lärm nicht akzeptieren. Dafür bekommt das SEK Unterstützung von der BVG. Wenn es darum geht zu üben, wie die Fahrgäste in entführten Straßenbahnen, Bussen oder U-Bahnen aus den Händen der Kidnapper befreit werden können, stellen die Verkehrsbetriebe Fahrzeuge zur Verfügung. Allerdings nur in nicht öffentlichen Bereichen: "Sie müssen keine Angst haben, dass demnächst das SEK einen besetzten Bus auf freier Strecke entert", sagte LKA-Chef Voß.

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