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Berlin: Selbstmord nach Mobbing?: Hoffen auf das Gericht - Eltern der toten Polizistin wollen Aufklärung

Die Angehörigen der Polizistin Stefanie L"., die sich vor drei Jahren erschossen hatte, haben es als "Lichtblick" bezeichnet, dass der Fall doch noch vor Gericht verhandelt wird.

Die Angehörigen der Polizistin Stefanie L"., die sich vor drei Jahren erschossen hatte, haben es als "Lichtblick" bezeichnet, dass der Fall doch noch vor Gericht verhandelt wird. Wie berichtet, hat die Staatsanwaltschaft Strafbefehle gegen zwei leitende Mitarbeiter der Polizei erwirkt, weil zwei Anzeigen der Polizistin gegen Kollegen verschwanden. Da die Betroffenen Einspruch eingelegt haben, wird der Fall Ende September gerichtlich geklärt. Die Eltern von Stefanie L". gehen nach wie vor davon aus, dass ihre Tochter gemobbt wurde und sich deshalb erschoss. In einem langen Brief hatte die Polizeimeisterin über entsprechende Situationen berichtet. Polizeipräsident Hagen Saberschinsky hatte die Vorwürfe allerdings zurückgewiesen und von einer "spezifischen medizinischen Situation" der Frau gesprochen.

Die vor einigen Wochen ergangenen Strafbefehle richten sich allerdings nicht, wie es zuerst hieß, gegen drei, sondern nur gegen zwei Beschuldigte. Die Ermittlungen gegen die Psychologin des Sozialwissenschaftlichen Dienstes, Marion K.-R, stellte die Staatsanwaltschaft Mitte Juni ein; der Verdacht der Strafvereitelung im Amt habe sich nicht bestätigt. Marion K.-R. hatte Ende April eine weitere umfassende Stellungnahme zu dem tragischen Selbstmord abgegeben, die Staatsanwaltschaft sah keine Versäumnisse mehr. Der Leiter der Polizeilichen Sozialbetreuung und die Leiterin des Polizeiärztlichen Dienstes sollen dagegen Geldstrafen in Höhe von jeweils rund 15 000 Mark zahlen.

Die damals 24-jährige Stefanie L". hatte sich im Juli 1997 in der Wohnung ihrer Eltern erschossen. Zuvor hatte sie wiederholt über Mobbing geklagt. Kollegen beschrieben die junge Frau dagegen als kompliziert und besserwisserisch. Lediglich zu ihrem Chef, dem damaligen Leiter des Polizeiabschnitts 17, konnte Stefanie L". ein besseres Verhältnis entwickeln. Die Situation eskalierte, als L". ihren Vorgesetzten zu Hause aufsuchte und abgewiesen wurde. Noch in der selben Nacht brach ein Sondereinsatzkommando ihre Wohnung auf, sie wurde in die Bonhoeffer-Nervenklinik gebracht. Die eingeschaltete Psychologin Marion K.-R. diagnostizierte eine "schwere aktuelle psychische Krise".

Kurz vor ihrem Tod hatte Stefanie L". einen Bericht an ihren Vorgesetzten geschrieben und diesem in einer grünen Mappe zwei Anzeigen gegen Kollegen beigelegt. Ihr Vorgesetzter übergab die Mappe ungeöffnet der Polizeipsychologin. Nach dem Freitod von Stefanie L". begann die Staatsanwaltschaft zu ermitteln - doch die Mappe war verschwunden. Erst nach diversen Nachfragen übergab der Leiter der Sozialbetreuung ein Jahr nach dem Freitod die Mappe an die Ermittler - inklusive der Anzeigen. Die Familie von Stefanie L". vermutet nun, dass die Anzeigen der Grund waren, weshalb die Mappe verschwand. Die beiden betroffenen Mitarbeiter der Polizei wollen sich vor der Gerichtsverhandlung dazu nicht äußern.

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