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Berlin: Senator Harald Wolf

Dass Wirtschaft Arbeit ist und gerade Frauen hier viel leisten, das weiß dieser groß gewachsene kluge Politologe mit der hohen Stirn und der Intelligenzler-Brille natürlich auch. Aber so verquer heißt nun mal sein Ministerium: die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Arbeit und Frauen.

Dass Wirtschaft Arbeit ist und gerade Frauen hier viel leisten, das weiß dieser groß gewachsene kluge Politologe mit der hohen Stirn und der Intelligenzler-Brille natürlich auch. Aber so verquer heißt nun mal sein Ministerium: die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Arbeit und Frauen. Über Frauen reden wir an diesem ruhigen Januartag kaum. Dass heute nichts Unerledigtes mehr auf seinem Schreibtisch liegt, betont der sonst „zeitarme“ Senator als Signal: Wir haben Zeit für eine längere Tour durch sein Leben und die Berliner Wirtschaft.

Trotz der Roten Laterne, die das Land Berlin seit Jahren als Wachstumsschlusslicht in Deutschland trägt, verbreitet er einen ruhigen Optimismus. Nicht mit ansteckender Begeisterung wie einst ein Unternehmer Elmar Pieroth, sondern durch nüchterne und bedächtige Sachlichkeit. Der ehemalige Wissenschaftler scheint noch durch, wenn er die „großmäuligen Machbarkeits-Illusionen“ mancher Politiker kritisiert. Ankündigungen wie „Halbierung der Arbeitslosigkeit“ bedienten die wachsende Politikverdrossenheit, meint er.

In Berlin sieht der Mann eine Reihe von viel versprechenden Kompetenzfeldern, auf denen, „wenn nur besser gemanagt“, in den nächsten 10 Jahren etwas wachsen kann. Verkehr und Gesundheit sind solche Treiber. Für das Feld Gesundheitswirtschaft hat er gerade Professor Stock von Schering als so genannten „Cluster-Manager“ gewonnen. Er soll die vielen komplexen Potenziale aus Wissenschaft, Forschung, Medizintechnik und Pharmaindustrie nutzen helfen. „Das soll nicht den Markt ersetzen“, betont er nachdrücklich, sondern die Innovationen beschleunigen. Er weiß, dass er als ehemaliger Grün-Alternativer und heute führender PDSler – viele halten ihn für einen Ossi –, für die Wirtschaft zunächst eher als eine „Unfigur“ galt.

Aber er sieht sich – wohl zu Recht – heute als einen ideologiefreien und erfolgreichen Wirtschaftssenator weithin anerkannt. Die Rot-Roten, findet er, haben in den letzten drei Jahren vieles auf die rechte Bahn zurückgeholt oder neu gesetzt. Das Standort-Marketing etwa oder die vielen öffentlichen Unternehmen. Heftig bedauert er den Exitus von Firmen wie Samsung oder JVC und die „jenseits der Vorstellungskraft liegenden langen Entscheidungswege etwa beim Großflughafen“. Beim ICC wollen sie schneller sein. Noch im Januar wird entschieden.

Wo holt sich ein Mensch, der 70 bis 80 Stunden in der Woche „weitgehend fremdbestimmt“ unterwegs ist, seine Glücksstoffe? Beim Segeln auf seinem Jollenkreuzer, in seinem Haus in Friedrichshain, bei Gesprächen mit seiner Frau, der ehemaligen Lehrerin, die heute zwei kleinere Dienstleistungs-Unternehmen leitet oder auf seinem Heimtrainer? Offenbar auch bei der Arbeit. In diesem Jahr wird er 50. Er kann sich gut vorstellen, den Job auch noch 2010 zu machen.

Heik Afheldt war Herausgeber des Tagesspiegels.

Harald Wolf (49).

Der in Offenbach a. M. geborene Diplom-

Politologe von der PDS/Linkspartei ist seit 2002 Bürgermeister von Berlin und Senator für Wirtschaft, Arbeit und Frauen.

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