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Berlin: Seniorenresidenzen: Fürs Alter zu teuer

Zuerst die Pleite des Betreibers Rentaco im Februar dieses Jahres, dann die Zahlungsunfähigkeit des Wohnanlagen-Betreibers Refugium in diesem Monat und jetzt die Schließung des "Stadtpalais am Kurfürstendamm": Immer mehr Seniorenresidenzen in Berlin geraten in wirtschaftliche Schwierigkeiten.Die Betreiber wollen mehr bieten als ein klassisches Altenheim.

Zuerst die Pleite des Betreibers Rentaco im Februar dieses Jahres, dann die Zahlungsunfähigkeit des Wohnanlagen-Betreibers Refugium in diesem Monat und jetzt die Schließung des "Stadtpalais am Kurfürstendamm": Immer mehr Seniorenresidenzen in Berlin geraten in wirtschaftliche Schwierigkeiten.

Die Betreiber wollen mehr bieten als ein klassisches Altenheim. "Seniorenresidenzen" inszenieren den dritten Lebensabschnitt für Betuchte: Wohnen in Suiten, umhegt von Hausdamen, umrahmt von Kulturevents. Das hat seinen Preis, und der ist für Berliner Rentner offenbar zu hoch. So waren im Stadtpalais am Kurfürstendamm 160 ein Jahr nach der Eröffnung nur 4 von 47 Wohnungen vermietet. Im Restaurant unten im Haus sollten die Bewohner und auch das Laufpublikum erstklassig speisen. Es blieb ebenso leer wie die teuren Appartments. Am 1. Mai zieht der letzte Mieter aus. Dies werde nicht die letzte Pleite sein, unken Branchenkenner. Auf dem Berliner Markt gebe es ein enormes Überangebot an Seniorenresidenzen.

Noch luxuriöser als im Stadtpalais sollten ältere Menschen in der Senioren-Residenz im Wilhelm-Eck leben. In dem Neubau zwischen Hotel Adlon und Britischer Botschaft sollten 60 Luxus-Suiten entstehen. Die Pleite des potenziellen Betreibers im vergangenen Jahr sei rechtzeitig gekommen, um zu einem Erfolg versprechenden Konzept zu wechseln, sagt Projektleiter Sven Schimank heute. Seniorenresidenzen seien "ein viel zu kleines Marktsegment". Nur sechs Prozent aller Berliner Rentner verfügten über genügend hohe Einkommen. Zielgruppe des nun geplanten "Boarding-House" sind Manager, Architekten und Operndiven, die einige Wochen lang in Berlin arbeiten.

Als Rolls Royce unter den Seniorenresidenzen wurde das Tertianum in der Passauer Straße eingeführt. In dem im Mai 2000 eröffneten Haus schräg gegenüber des Kadewe sind von 82 Wohnungen und 25 Pflegeplätzen erst ein Drittel vermietet. Das Berliner Potenzial sei völlig falsch eingeschätzt worden, sagt Direktor Hans-Georg Pompe. In München beispielsweise sei im April ein Tertianum eröffnet worden, das schon jetzt zu 50 Prozent vermietet sei. Die dortigen Senioren seien wohlhabender und hätten "eine andere Mentalität". Sie seien eher bereit, ihr Vermögen auch auszugeben.

Die "Nova Vita Residenz Berlin Wilmersdorf" am Emser Platz gilt als eines der erfolgreichsten Seniorenwohnhäuser der gehobenen Klasse. Aber selbst dort ist ein Viertel der 114 Appartments nicht vermietet - eineinhalb Jahre nach der Eröffnung und angesichts der "äußerst gespannten und schwierigen Situation" am Berliner Markt sei das aber schon ein Erfolg, sagt Nova-Vita-Direktorin Sabine Bimszok.

Skeptisch beurteilt wird in der Branche ein anderes Projekt in Wilmersdorf. Zu groß, nicht verkehrsgünstig gelegen und doch lärmgefährdet sei das vom Kuratorium Wohnen im Alter geplante Seniorenzentrum am Eisstadion Wilmersdorf. Im Mai 2002 sollen die 143 Senioren-Wohnungen eröffnet werden. Kornelia Höring, zuständig für Information und Beratung, lässt Unkenrufe nicht gelten. Sie habe schon eine "Auslastung von 50 Prozent".

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