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SERIE BERLINER Chronik: 1. August 1961 Jahre Mauerbau

Der Westen streitet über DDR-Flüchtlinge, und die Reichsbahn setzt auf Schikane

Weltweit wird über die Fluchtbewegung aus der DDR debattiert. Bei der Tagung der Westeuropäischen Union erläutert Bundesaußenminister Heinrich von Brentano, der Flüchtlingsstrom sei ein Indiz für die Schwäche des SED-Regimes und stelle die Bundesregierung vor besondere Probleme. In Washington meint ein Deutschland-Experte: „Die Zone blutet aus“. Der Westen habe deren Bewohner nie zum Verlassen ihrer Heimat aufgefordert, sondern zum Ausharren.

Auf eisiges Nein stößt die dem US- Senator Fulbright zugeschriebene Anregung, der Westen könne Moskau bei Verhandlungen über Berlin einen Stopp des Flüchtlingsstroms als Konzession anbieten. „Moralisch und politisch völlig irreal“, heißt es in Bonner und West-Berliner Regierungskreisen. Kurz und klar sagt der SPD-Politiker Herbert Wehner: „Wer Berlin dichtmachen will, gibt sich selbst auf.“ Der Regierende Bürgermeister Willy Brandt meint, er könne sich nicht vorstellen, dass sich Senator Fulbright in dieser Art geäußert habe. Wenig später korrigiert sich Fulbright. Er habe sagen wollen, man könnte darüber reden, dass Bürgern der Sowjetzone durch Reisebeschränkungen der Zugang zu ganz Berlin erschwert würde und dass sie damit im Gegensatz zu Bewohnern des Ostsektors keine Fluchtmöglichkeit hätten.

50 West-Berliner Ferienkinder, die in Süddeutschland waren, treffen mit zwölfstündiger Verspätung in der Heimat ein. Sie wurden vor der bayerisch- thüringischen Grenze aufgehalten. Die Reichsbahn ließ wissen, der 16-Wagen-Zug dürfe die DDR nicht passieren, erlaubt seien höchstens 15. So wurde der Wagen mit den Kinden im bayerischen Ludwigsstadt ab- und andertags an einen kürzeren Interzonenzug angehängt. Gru

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