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SERIE BERLINER Chronik: 7. April 1990

Der West-Berliner Senat ruft um Hilfe wegen des Polenmarkts

20 JAHRE EINHEIT

Wegen der Probleme mit illegalen Händlern auf dem Polenmarkt am ehemaligen Potsdamer Bahnhof drängt der Senat zur Aufhebung der Alliierten Anordnung von 1967, wonach sich Bürger aus Ostblockstaaten einen Monat visumfrei in West-Berlin aufhalten dürfen. Zugleich fordert er von Bonn eine „Liberalisierung der rigiden Einreisebestimmungen für Polen“ ins Bundesgebiet, um den „Reisedruck“ auf West- Berlin zu mildern. Für das Einreisevisum nach Westdeutschland müssen Polen eine Einladung und 50 DM pro Aufenthaltstag nachweisen. Der Senat spricht sich für eine gesamtdeutsche „Einreise-Union“ aus, also für eine einheitliche Regelung.

Der Zoll in Dreilinden zählte am Vortag bis 14 Uhr wieder tausende Busse und Autos aus Polen, so dass die Abfertigung wegen unübersichtlicher Lage vorübergehend eingestellt wurde. Weitere Polenmärkte werden befürchtet. In der Kantstraße und Umgebung erregen vor allem Export-Import-Läden Anstoß, in denen Ausländer mehrwertsteuerfrei einkaufen, fast alle Polen. Sie kommen auch in überfüllten Zügen nach Berlin, um Waren auf dem Markt gegen Westgeld zu verkaufen. Die Begleiterscheinungen des Handelns sind Verschmutzungen von Höfen und Hausfluren, die als Schlafplätze, Müllecken und Toiletten dienen, abgesehen von zugeparkten Einfahrten. Gegen solche Symptome protestieren Anwohner nahe dem Polenmarkt in Tiergarten schon lange. Die West-Berliner packte das Grausen, und die Zeitungen warnten vor Schmutz, Kriminalität und Prostitution.

Zunächst ändert sich aber nichts auf dem Gelände, auf dem heute teilweise die Neubauten des Potsdamer Platzes stehen. Das Problem bleibt den Behörden noch geraume Zeit erhalten. Gru

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