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SERIE LESERDISKUSSION: Alt-Tegel wie neu

Anwohner freuen sich über Ideen zum Umbau – und haben eigene Vorschläge für das Areal.

Berlin - Schon mal ein ziemlich guter Anfang. „Sehr, sehr einverstanden“ sei er mit dem Konzept für die Umgestaltung des Platzes Alt-Tegel, sagte Rüdiger Zech, der Chef des Reinickendorfer Tiefbauamtes. Er gehörte am Donnerstagabend zu den Fachleuten auf dem Podium in den Räumen der Berliner Bank in der Gorkistraße. Ihr Thema, das sie mit interessierten Bürgern diskutierten: Wie gut ist der Entwurf, den das Büro Fugmann/Janotta im Rahmen der Tagesspiegel-Aktion „Platz da“ entwickelt hat? Nach der Umgestaltung der Fußgängerzone Gorkistraße im Osten und der Greenwichpromenade im Westen sei auf dem Platz zwischen Treskow- und Berliner Straße eine Situation entstanden, „die danach schreit, dass sich in der Mitte auch was tut“.

Die Erläuterungen Harald Fugmanns trafen auf sehr interessierte Zuhörer. Vor allem sein Vorschlag, den dritten U-Bahneingang in der Platzmitte aufzuheben, um Raum für eine großzügigere Gestaltung zu gewinnen, wurde einstimmig begrüßt. Allerdings merkte die ehemalige Bürgermeisterin Marlies Wanjura (CDU) süffisant an, sie wünsche schon jetzt viel Spaß bei den Verhandlungen mit der BVG, denn ein ähnliches Vorhaben am Kurt-Schumacher-Platz habe sich über Jahre hingezogen. Und Zech merkte zu den Details an, es werde schwierig sein, den denkmalgeschützten Brunnen zu vergrößern, wie es die Planer zur akustischen Verbesserung vorgeschlagen hatten, und auch das Kleinpflaster sei „ein Klassiker“ und solle nicht ohne Weiteres durch größere Platten ersetzt werden.

Michael Grimm, der Vorsitzende des Tegeler Vereins Kunst&Kultur, lobte den Vorschlag der Landschaftsplaner, betonte aber, er könne nur der Ausgangspunkt sein, um eine alte Debatte wieder anzustoßen: Entscheidend für die Zukunft des Tegeler Zentrums ist für ihn die Verkehrsberuhigung der Berliner Straße, die nicht länger sechsspurig geführt werden dürfe. Dieses Thema war beim letzten Mal an Einwänden der französischen Militärs gescheitert, die bekanntlich seit langem keine Rolle mehr spielen. Grimm betonte die Dringlichkeit dieses Schritts: „Wir müssen zusammenhalten, sonst sieht Tegel in fünf Jahren wie die Müllerstraße aus.“ Einige Anwohner, vor allem ältere Frauen, äußerten ihre Sorge, dass auch der neue Entwurf nicht gegen Vandalismus schütze: „Ich wette, dass auch dieser Brunnen innerhalb von drei Wochen nicht mehr funktionieren wird“, hieß es.

Große Zustimmung fand der von einem Zuhörer geäußerte Vorschlag, dem Platz nach einer Umgestaltung den Namen „Schlossplatz“ zu geben, den er schon früher getragen hat, als hier noch die Schlossstraße einmündete. Strittig blieb hingegen, ob es ein Mittel gegen das Aussterben der kleinen, inhabergeführten Geschäfte gebe. Während einige die „Borsighallen“ in der Nähe als Ursache sahen, meinten andere wie der Juwelier Grimm, dies sei nur der normale, nicht aufzuhaltende Wandel. Und abschließend berührte die Diskussion auch noch die Überalterung Tegels, die sich gerade jetzt wieder im Neubau eines weiteren Altenwohnheims am Tegeler Hafen zeigt. Die Gegend müsse für die junge Generation attraktiver gemacht werden. „Junge Familien müssen nach Tegel ziehen“, sagte Tagesspiegel-Herausgeber Gerd Appenzeller, der die Diskussion leitete, „dann hat der Ortsteil auch eine Zukunft“. Bernd Matthies

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