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Berlin: Serientäter vor Gericht

Der junge Libanese Mahmoud: Jahrelang auffällig, fünf Jahre Haft und dann gleich wieder eine Straftat

Mahmoud steht wieder vor Gericht. Der inzwischen 22-Jährige wird am Montag direkt aus dem Gefängnis überstellt, wenn im Kriminalgericht Moabit der neue Prozess gegen den jungen Libanesen beginnt. Dieses Mal geht es um Bedrohung, um Körperverletzung und anderes mehr. Im vergangenen September soll Mahmoud laut Anklage einmal das Messer gezückt, einmal mit der bloßen Hand zugeschlagen haben. Da war er nach rund fünf Jahren Haft erst neun Tage auf freiem Fuß.

Mahmoud gilt in Berlin als einer der bekanntesten jungen Serientäter. Den Decknamen Mahmoud hat man ihm seinerzeit gegeben, um die Identität des damals noch jugendlichen Straftäters zu schützen. Doch ähnlich wie „Mehmet“ aus München nutzte auch Mahmoud aus Berlin seine Chancen nicht. Der Fall Mehmet hatte 1998 bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Der damals 14-Jährige war nach seiner ersten Straftat als strafmündiger Jugendlicher ohne seine Eltern in die Türkei abgeschoben worden. Zuvor hatte er bereits mehr als 60 Mal gegen Gesetze verstoßen, konnte dafür aber wegen seines Alters nicht belangt werden. Knapp vier Jahre nach seiner Ausweisung kehrte er im August 2002 nach München zurück. In der vergangenen Woche wurde der junge Mann erneut festgenommen, nachdem er seine Eltern verprügelt hatte.

Auch die kriminelle Karriere von Mahmoud begann früh. Beim neuen Prozess hat der Ankläger am Montag gleich mehrere Vorwürfe zu verlesen: Am 26. September 2004 tauchte der noch frisch aus dem Gefängnis entlassene Mahmoud vor einer Disko in Mitte auf. Als ihn der Türsteher abwies, soll der 22-Jährige laut Polizei versucht haben, auf den Mann einzustechen. Am nächsten Tag geriet er mit einer Freundin in Streit. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft soll Mahmoud erst die junge Frau geschlagen haben, dann ließ er seine Wut an dem geparkten Wagen aus.

Früher hat die Justiz mit Mahmoud viel, vielleicht zu viel Nachsicht bewiesen. Inzwischen hat der junge Mann nur noch wenige Freunde in Berlin. Wie beim Münchner Mehmet setzen auch hier die Behörden seit einiger Zeit alles daran, den jungen Mann ins Heimatland der Eltern zu schicken. Eine Abschiebung in den Libanon scheiterte bislang aber, weil sich die libanesischen Behörden weigern, dem Sohn palästinensischer Eltern die notwendigen Papiere auszustellen. Weil Mahmoud nicht in Abschiebehaft festgehalten werden durfte, ohne auf unabsehbare Zeit auch wirklich abgeschoben zu werden, entließ man ihn im Herbst 2004. „Nach wie vor stehen die Dokumente nicht zur Verfügung“, sagt Henrike Morgenstern von der Innensenatsverwaltung.

Die Familie von Mahmoud war 1990 nach Berlin gekommen, wenig später fiel der Junge das erste Mal bei der Polizei auf – und danach immer wieder. Im Januar 2004 endete eine Jugendstrafe von vier Jahren und sechs Monaten, die er wegen Körperverletzung, schweren Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte und Fahrens ohne Führerscheins verbüßte. Direkt im Anschluss hatte ihn die Ausländerbehörde in die Abschiebehaft überführt, wo er am 4. Juli dann randaliert und mehrere Polizisten bedroht haben soll. Dieser Vorfall wird ebenfalls im neuen Prozess verhandelt.

Auch wenn Mahmoud inzwischen volljährig ist, bleibt seine Akte bei der Abteilung 47 der Staatsanwaltschaft. Als vor zwei Jahren offenbar wurde, dass Mahmoud kein Einzelfall ist, hatte man in Berlin die Spezialeinheit für jugendliche Intensivtäter gegründet. Begonnen haben die Ankläger mit etwa 100 Fällen; im Januar 2005 standen bereits 273 Serientäter auf der Liste. Laut Staatsanwaltschaft sind rund 80 Prozent der Täter wie Mahmoud nichtdeutscher Herkunft, ihre Eltern stammen vor allem aus der Türkei, dem Libanon oder dem ehemaligen Ostblock.

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