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Berlin: Sicherheit: Bei Gefahr nimmt die Eskorte den Staatsgast in die Mitte

Von 15 Motorradpolizisten wird Wladimir Putin eskortiert, wenn er am 25. September auf Einladung von Bundespräsident Rau zu einem Staatsbesuch in Berlin eintrifft.

Von 15 Motorradpolizisten wird Wladimir Putin eskortiert, wenn er am 25. September auf Einladung von Bundespräsident Rau zu einem Staatsbesuch in Berlin eintrifft. Keilförmig fährt die Staffel dem Konvoi des Staatsgastes voraus. Die Zahl der Motorradfahrer entspricht der höchsten protokollarischen Stufe, die für ausländische Besucher vorgesehen ist. Je nach Rang des Gastes und Einstufung seines Besuchs begleiten ihn drei, fünf, sieben oder fünfzehn Motorräder. Die ungerade Zahl ergibt sich aus der Keilform, die das Begleitkommando einnimmt, damit der Wagen mit dem Staatsgast bei einem Attentat zwischen die Motorräder fahren kann. Die Polizisten schützen ihn dann - ähnlich einer Wagenburg - mit ihren Fahrzeugen und Körpern.

Zum Thema Ted: Braucht Berlin mehr Polizisten? Im vergangenen Jahr waren es über 500 Protokolleinsätze, bis Ende Juli 2001 bereits 306. Die Zahl der begleitenden Motorräder wird schon im Vorfeld des Besuches zwischen den Staaten verabredet. Die Grundsätze sind im Wiener Übereinkommen über diplomatische Beziehungen festgelegt. Danach erhalten Staatsbesucher, die auf Einladung des Bundespräsidenten kommen, eben eine Eskorte aus 15 Mann. Ein Keil aus drei Motorradfahrern ist Standard bei "allgemeinen Ministerbesuchen", sagte der stellvertretende Leiter des Zentralen Verkehrsdienstes der Polizei, Polizeioberrat Bernd Günther. Parlamentspräsidenten und Regierungschefs auf Arbeitsbesuchen steht eine Fünfer-Eskorte zu, kommen sie in offizieller Mission, so wird der rollende Begleitschutz auf sieben Mann verstärkt.

Die keilförmige Eskorte hat fast ausschließlich repräsentativen Charakter, die Fragen der Gefährdung und Sicherheit eines Staatsgastes werden ebenfalls im Vorfeld eines derartigen Besuches geklärt. Dabei wird auch besprochen, welche Sicherheitsvorkehrungen im Gastland getroffen werden. Der Besucher bringt in der Regel seine eigenen Leibwächter mit, die hier auch ihre Waffen tragen.

Manchmal nimmt dies ganz kuriose Züge an. Zum Beispiel, als im Februar 1994 der Besuch des damaligen indischen Premierministers Nahasimha Rao vorbereitet wurde. Die indischen Sicherheitsexperten wünschten in ihren Vorgesprächen mit ihren Berliner Kollegen ausdrücklich, dass auf den Einladungskarten zu einem Empfang im Roten Rathaus vermerkt wird, die Geladenen mögen freundlicherweise ihre Pistolen zu Hause lassen, erinnerte sich ein Polizeibeamter. Diese Aufforderung unterblieb natürlich. Wer hat hier schon die Angewohnheit, bewaffnet bei einem Empfang zu erscheinen?

Queen Elizabeth II. fühlt sich von den um ihren Wagen postierten Motorradpolizisten gestört - sie behindern ihren direkten Kontakt mit dem Volk. Sie bat daher bei einem ihrer Berlin-Besuche, die gesamte Eskorte solle vor dem Konvoi fahren, denn sie wolle den Menschen am Straßenrand ungehindert zuwinken und diesen einen ungestörten Blick auf die Monarchin ermöglichen.

Eskortefahren muss gelernt werden. Nicht immer geht es schnell voran, manchmal heißt es Schritttempo. Und auch dann dürfen die Abstände der Motorräder im Keil weder kleiner noch größer werden. Einen Fuß vom Pedal zu nehmen, käme einem diplomatischen Fauxpas gleich. Also steht auf dem Stundenplan der 125 Angehörigen des "Zentralen Begleitschutz- und Verkehrskommandos" üben, üben, üben...

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