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Sicherheit: Sarrazin: Gewalt bei der BVG sinkt

Finanzsenator Sarrazin stellt kein zusätzliches Geld für mehr Sicherheit bei der BVG zur Verfügung. Grund: Die Verkehrsbetriebe erwarten in diesem Jahr weniger Gewaltvorfälle als in den Jahren zuvor.

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Die BVG bekommt vom Senat nicht mehr Geld für Sicherheit. Dies sagte Finanzsenator und BVG-Aufsichtsratschef Thilo Sarrazin (SPD) gestern nach der Senatssitzung. Der BVG-Vorstandschef Andreas Sturmowski sei bisher auch nicht mit einer solchen Forderung an ihn herangetreten. Sarrazin verwies am Dienstag außerdem auf die statistischen Zahlen, nach denen die Gewaltkriminalität in Bussen und Bahnen sinkt und nicht steigt. „Trotz hochgradig empörender Einzelfälle haben wir kein wachsendes Problem“, sagte Sarrazin.

Auch die BVG erwartet in diesem Jahr weniger Gewaltvorfälle als in den Jahren zuvor. So sank die Zahl der schweren Übergriffe auf BVG-Mitarbeiter von 253 im Jahr 2004 auf 138 in 2007 (s. Grafik). Alleine auf Busfahrer wurden in den ersten acht Monaten dieses Jahres 91 leichte und schwere Angriffe gezählt. Im gesamten Jahr 2007 waren es 181. Jedoch ist in diesem Jahr der Anteil der schweren Attacken höher, bei denen die Opfer mehr als drei Tage krankgeschrieben wurden. Das waren im vergangenen Jahr 43, in den ersten acht Monaten dieses Jahres bereits 35. Und in dieser Zahl sind die jüngsten äußerst brutalen Übergriffe noch gar nicht enthalten. Auch BVG-Sprecherin Reetz sagte, dass die Täter brutaler würden.

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© Tagesspiegel

Auch die Polizei registriert in diesem Jahr einen deutlichen Rückgang von angezeigten Körperverletzungen. In den ersten neun Monaten gab es bei diesem Delikt ein Minus von acht Prozent. Die Zahl der Raubüberfälle sei sogar um 30 Prozent gesunken. Die Polizei betonte gestern, dass sie deutlich mehr Einsätze in der U-Bahn leiste als früher, als es noch die gemeinsamen Doppelstreifen mit BVG-Personal gab. Diese waren 2003 als „ineffektiv“ eingestellt worden.

Der Fahrgastverband IGEB schlug gestern vor, die Fahrscheinkontrollen im Bus wieder abzuschaffen, um so die BVGer zu schützen. Denn häufig würden die Täter erst zuschlagen, wenn die Fahrer nach dem Ticket fragten. Die BVG lehnte diesen Vorschlag strikt ab. Sprecherin Petra Reetz sagte, der Verzicht auf die Kontrollen würde fünf Millionen Euro kosten. Diese Summe hatte man nach 2004, als der freie Einstieg abgeschafft worden war, jährlich mehr in der Kasse gehabt. Einen sicheren Schutz vor Schlägern würde zudem erst eine Glaskabine bieten. Doch die Gesetze schreiben dann eine zweite Tür vor – die jedoch ist nicht finanzierbar.

Bei der IGEB gibt es bislang keine Beschwerden von verunsicherten oder verängstigten BVG-Kunden. „Das spiegelt sich in unserem Kummerkasten überhaupt nicht wider“, sagte Jens Wieseke von der IGEB. Die Aufsichten auf den Bahnsteigen abzuschaffen, sei falsch gewesen, sagte Wieseke: „Personal erzeugt Sicherheit.“ Doch nach der BVG zieht auch die S-Bahn die Aufsichten ab – aus Kostengründen.

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