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Sicherheitsbedenken am Schlossplatz: Kubus-Pläne sind ein dicker Brocken

Thyssen-Krupp kämpft mit Sicherheitsproblemen beim Bau des gläsernen Würfels am Schlossplatz. Spielt der Konzern auf Zeit?

Sicherheitsbedenken von Thyssen-Krupp erschweren die Planungen des gläsernen Würfels, den der Industriekonzern am Schlossplatz bauen will. Senatsbaudirektorin Regula Lüscher sagte, Berlin müsse Verständnis dafür haben, dass ein weltweit agierender Konzern besondere Anforderungen an die Sicherheit stelle – und dies bei der Schaffung öffentlich zugänglicher Flächen im Gebäude berücksichtigt werden müsse. Der Vorstand von Thyssen-Krupp sei sich aber auch sehr bewusst darüber, dass „an diesem besonderen Ort etwas Besonderes entstehen muss – mit einem Mehrwert für die Stadt Berlin“.

Wie berichtet, hatte das Hamburger Architekturbüro Schweger & Partner den Wettbewerb für den Bau der Hauptstadt-Repräsentanz von Thyssen-Krupp gewonnen. Aber die öffentlich zugängliche Terrasse im zweiten Obergeschoss von Schwegers Entwurf stößt auf Bedenken bei Sicherheitsexperten – weshalb das Pendel im Konzern wohl zugunsten des zweitplatzierten Entwurfs von JSWD/Chaix et Morel ausschlägt, die bereits die Essener Konzernzentrale für Thyssen-Krupp bauten.

Bei der Vorstellung der siegreichen Entwürfe rief der Immobilienchef des Konzerns Martin Grimm überraschend zu einer öffentlichen Diskussion des Wettbewerbsergebnisses auf. Man wolle nichts bauen, was die Berliner nicht haben möchten, so die Begründung.

Der Aufruf fiel auf fruchtbaren Boden: Florian Mausbach, ehemaliger Präsident des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung, verurteilte das Projekt in Bausch und Bogen. Mausbach zufolge will Thyssen-Krupp den Kubus aber ohnehin nicht bauen. Der Ehrenvorsitzende des Konzerns, Berthold Beitz, habe ihm das in einem Telefonat persönlich mitgeteilt. Thyssen-Krupp dementiert aber scharf: „Dies entspricht nicht den tatsächlichen Aussagen, die Prof. Dr. h.c. mult. Berthold Beitz getroffen hat.“ Und weiter: „Die Darstellung, dass der Thyssen-Krupp-Konzern nicht vor dem Staatsratsgebäude baut, ist nicht korrekt.“

Spielt Thyssen-Krupp auf Zeit? Der Konzern ist im Umbau. Vor kurzem wurde die Edelstahlsparte verkauft. Arbeitsplätze hängen daran – da passt ein kostspieliger unrentabler Neubau nicht ins Bild. Zumal Thyssen-Krupp nur einen Teil der Flächen in der eigenen Repräsentanz selbst nutzen will – und die übrigen Büros vermietet. Kerngeschäft geht anders.

Dass der Konzern kein Interesse an dem Berliner Projekt hat, scheint aber unwahrscheinlich. Teilnehmer der Planungsrunden für den Architekturwettbewerb berichten, dass Thyssen-Krupp-Vorstand Ralph Labonte persönlich an den Beratungen teilgenommen habe. Labonte wolle den Neubau als „Geschenk von Thyssen-Krupp an Berlin“ verstanden wissen. Deshalb sei dem Konzern die öffentliche Meinung zu dem Bauvorhaben so wichtig. Gegen den Willen von Parlament und Berlinern werde deshalb ganz sicher nichts gebaut.

Aus Sicht der Planer benötigt das Schloss den Platz – und dazu auch den Neubau: „Ein Platz braucht eine Fassung, die Wände des Neubaus erzeugen ihn“, sagt Hans Stimmann. Lüschers Vorgänger hatte deshalb die jetzige Thyssen- Krupp-Fläche als Bauland ausgewiesen. Stimmann rekonstruiert damit den historischen Grundriss der Stadt. Der geht am Schlossplatz bis in die Gründungszeiten Cöllns zurück, das zu den ältesten Teilen Berlins zählt.

Davon ist heute nichts mehr zu sehen. Denn zu DDR-Zeiten war im kriegszerstörten Zentrum ein neuer großer Aufmarschplatz entstanden. Dessen Ränder bildeten später der Palast der Republik, das Staatsratsgebäude und das DDR-Außenministerium. Heute steht nur noch das Staatsratsgebäude da. Deshalb, so Stimmann, müsse der Kubus gebaut werden, um den historischen Platz neu zu fassen.

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