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Berlin: Silvester ist gerettet

Die Sponsoren des Fests am Brandenburger Tor bleiben weg, die Fete findet aber statt – etwas kleiner

Um ein Haar wäre die diesjährige Silvesterparty am Brandenburger Tor geplatzt: Zwei Sponsoren sind dem Veranstalter abhanden gekommen. Der Fernsehsender Sat1 verzichtet auf ein eigenes Bühnenprogramm, und die Post hat ihre Sponsoring-Aktivitäten „anders konzeptioniert“. Willy Kausch als Veranstalter und Chef der Silvester in Berlin GmbH (SiB) bedauert dies, aber es scheint, als hätte der Wegfall von sechsstelligen Beihilfen zum Silvester-Spektakel in dem Unternehmer so etwas wie lokalpatriotischen Trotz geweckt: Nun gerade! „Dies ist unsere neunte Veranstaltung am Tor, wir hatten grandiose Jahre, von weither kommen die Leute, um am symbolträchtigen Ort das neue Jahr zu begrüßen – die Show muss einfach weitergehen!“

Kauschs Sparflammen-Konzept für 2003: eine Verkürzung der Festmeile von den „Linden“ bis in den Tiergarten auf etwa drei Kilometer mit fünf Bühnen. Der Große Stern gehört nicht mehr dazu. Bei den Künstlern sind die Puhdys die bekanntesten, und Hochseilartist Johann Traber will mit seinem Sohn einen Weltrekordversuch starten. An 100 Ständen kann gegessen und getrunken werden, das Feuerwerk findet am Tor in bewährter Qualität statt, „daran wird nicht gespart“.

Die Hauptdarsteller der rustikalen Festlichkeit auf dem überfluteten Pariser Platz sind fröhliche Menschen, die aus allen Himmelsrichtungen erwartungsvoll ans Tor strömen. Wie finden sie die Fete? Woher kommen sie? Wie lange bleiben sie? Darauf antwortet eine Studie im Auftrage von SiB und Berlin Tourismus Marketing (BTM), zu der das Willy-Scharnow-Institut für Tourismus der Freien Universität 626 Touristen im Silvestertrubel 2002 zwischen Siegessäule und Glinkastraße befragt hat. Demnach kommen die meisten Gäste aus Nordrhein-Westfalen, aus dem Ausland (an erster Stelle USA), Baden-Württemberg und Bayern; Brandenburg: Platz 7. Nur 19,2 Prozent kommen aus den Neuen Bundesländern, über die Hälfte aus Großstädten mit München an der Spitze. Die meisten wohnen in Vier-Sterne-Hotels, nutzen den Jahreswechsel zu einem längeren Berlin-Aufenthalt und bleiben statistisch gesehen 3,3 Nächte. 70 Prozent der Befragten gaben als Hauptmotiv für ihren Berlin-Trip den Besuch der Silvesterparty an. Der Tourist gibt durchschnittlich 145 Euro pro Tag für seinen Berlin-Aufenthalt aus, fürs Gastgewerbe entfallen über 60, für den Einkauf über 40 und für die Silvesterparty knapp 30 Euro. Über die Hälfte der Gäste sind zwischen 20 und 39 Jahre alt, fast 60 Prozent wollen wiederkommen. Besonders gefielen Musik und Shows, die Atmosphäre, so viele Menschen, Stimmung und Ambiente am Tor. Weniger schön waren die Kälte, zu wenig Toiletten und andere Sitzgelegenheiten.

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