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Ski Hütte: Abfahrt in die Miesen

Die "Ski Hütte" am Zoo ist eines der ältesten Sportfachgeschäfte der Stadt. Ende März muss es schließen.

Die „Ski Hütte“ ist das älteste Sportfachgeschäft der Stadt – es wurde 1924 an der Jüdenstraße in Mitte gegründet, war bereits 1936 Ausstatter der Olympischen Spiele in Berlin und besteht seit 65 Jahren am heutigen Standort in der Kant-/ Ecke Joachimstaler Straße. Doch bald müssen sich die Kunden, zu denen Sportstars wie Franziska van Almsick gehören, ihre Sportartikel woanders kaufen: Ende März ist Schluss. Denn Jürgen Merker und seine Frau, die den Laden 1995 vom Sohn des Gründers übernommen hatten, konnten zuletzt die Miete nicht mehr aufbringen. Trotzdem denkt der 72-jährige Merker nicht an den Ruhestand und hofft auf einen neuen Standort.

„Wir haben mehrere Monate lang keine Miete gezahlt“, gibt Merker zu, daraufhin sei der Vertrag gekündigt worden. Im Geschäftshaus „City Light House“ sei die Miete für die insgesamt 110 Quadratmeter zu hoch – sie betrage 97 Euro pro Quadratmeter im Parterre und 19 Euro im Untergeschoss. Und wegen der benachbarten Großbaustelle des „Zoofenster“-Hochhauses in der Kantstraße gebe es weniger Laufkundschaft als früher. „Die Miete war so hoch wie unser Umsatz“, sagt Merker, „es ist ein Wunder, dass wir überhaupt so lange durchgehalten haben“. Die Vermieter – ein Immobilienfonds der Schweizer Großbank Credit Suisse – habe eine Zeit lang der Bitte nach einer Mietminderung entsprochen, seit Anfang 2009 aber wieder den vollen Preis verlangt.

Auch Baumängel führten laut Merker zum Aus. Zu erheblichen Einbußen habe vor allem ein Wasserschaden vor fünf Jahren geführt, nach dem man lange ein Drittel der Verkaufsfläche habe sperren müssen. 2006 sei während der Fußball-WM die Klimaanlage ausgefallen, „im Untergeschoss war es 42 Grad heiß“. Auch seien die Eingangstüren häufig defekt, und das Gesundheitsamt habe mehrmals wegen einer Rattenplage eingegriffen – in Hohlräumen unter dem Fußboden verendeten immer welche, was zu schlimmem Gestank führe.

Ärger mit Vermietern ist für Merker nichts Neues. Vor zehn Jahren hatte er gegen den Eigentümer des damaligen Altbaus an gleicher Stelle geklagt, um den Abriss zu verhindern. Schließlich einigte man sich auf eine Rückkehr des Geschäfts in den Neubau „City Light House“ nach einer finanziellen Abfindung für die rund zweijährige Zwangspause. Einst hatte das Geschäft bis zu 20 Mitarbeiter, jetzt gibt es noch zwölf Festangestellte und fünf Aushilfen. Die meisten hätten – zum Teil durch seine Hilfe – neue Jobs in Aussicht, sagt Merker. Es gebe auch einen möglichen Ersatzstandort für die „Ski Hütte“, den er aber noch nicht nennen will. „Wenn es klappt, wäre die Eröffnung im September möglich.“ Dann könnte sein Sohn Fabian, der im Laden mitarbeitet, bald das Geschäft übernehmen. „Darauf habe ich seit langem hingearbeitet“, sagt der 24-Jährige.

Das gegenüberliegende Sportkaufhaus „Karstadt Sport“ im Neuen Kranzler-Eck sei kein Grund für den Niedergang, stellt Jürgen Merker klar. Beide Seiten hätten sogar kooperiert und Kunden, die nicht das Gesuchte fanden, auf das Sortiment des Nachbarn hingewiesen.

Derweil steht das Ende 2003 eröffnete „City Light House“ noch immer weitgehend leer. Hinter der Glasfassade sind nur wenige Büros in den acht Etagen vermietet. Im Oktober will jedoch das Postbank-Center aus dem Neuen Kranzler-Eck dorthin umziehen. Laut Sprecher geht es der Postbank um „größere und modernere“ Räume im dortigen Parterre. Ob dazu Teile der bisherigen „Ski Hütte“ gehören werden, konnte der Sprecher nicht sagen. Auch wer im Neuen Kranzler-Eck auf die Postbank folgt, ist offen. Nach Auskunft des dortigen Centermanagements wird zum zehnten Jubiläum der Passage in diesem Jahr gerade ein neues Nutzungskonzept erarbeitet. Cay Dobberke

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