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So kann’s gehen: Muss ich Auskunft geben?

Immer wieder sonntagsfragen SieElisabeth Binder

Von Freunden, Familienmitgliedern und Bekannten werde ich, wenn ich krank war, häufig gefragt, was ich habe oder hatte. Ich finde diese Frage zu privat und unhöflich, weiß aber leider nicht, wie ich reagieren soll.

In gewisser Weise könnte man Ihre Haltung als vorbildhaft betrachten. Oft ist es umgekehrt: Man hat gar nicht gefragt und wird trotzdem mit langen Vorträgen, manchmal auch unappetitlichen Details über die Krankheitssymptome traktiert. Darüber sind schon Freundschaften zerbrochen. Wer fragt, läuft immer Gefahr, sich lange Leidensgeschichten anhören zu müssen, handelt also auf Anhieb durchaus selbstlos. Ich glaube nicht, dass hinter den Fragen böse Absicht oder bewusst unhöfliches Verhalten steckt. Man fragt ja fast automatisch. Ganz bestimmt sind die meisten Fragesteller der Auffassung, dass Sie so eine Frage erwarten, sich sogar drüber freuen. Fragen, die nerven, kann man jederzeit abschmettern mit Bemerkungen wie: „Ach, lassen wir das. Reden wir lieber über etwas Erfreuliches.“ Wer dann weiter nachbohrt, ist in der Tat unhöflich.Gleichwohl wäre es einfühlsamer, die Frage nach der Krankheit so zu stellen, dass dem Patienten mehrere Antwortmöglichkeiten offen bleiben. Den Schnupfen gibt man ohne Umschweife zu. Aber es kann auch sein, dass sich der Patient mit einer Krankheit nicht abfinden kann, sich damit noch auseinandersetzt oder dass sie ihm schlicht peinlich ist. Die Frage: „Es ist doch hoffentlich nichts Schlimmes“ würde dem Angesprochenen die Möglichkeit geben, ausweichend und ungefähr zu antworten. Merkt man das, sollte man etwas Aufmunterndes sagen wie „Hoffentlich wird es bald wieder besser“. Und es dabei belassen.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an: meinefrage@tagesspiegel.de

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