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So kann’s gehen: Sind wir per Du?

Immer wieder sonntagsfragen SieElisabeth Binder.

Meine 20-jährige Tochter ist genervt, dass sie, obwohl dem Kindesalter deutlich entwachsen, von fremden Erwachsenen immer wieder mit „Du“ angesprochen wird. Als ich in dem Alter war, habe ich das nie erlebt. Merkt niemand, dass es sich um eine grobe Unhöflichkeit handelt?

Es kommt das Alter, in dem man sich wieder freut, mit „Du“ angesprochen zu werden. Spätestens ab 50 kann es der so Angesprochenen unter Umständen sogar den Tag retten. Eigentlich ist es doch schön, dass es nicht mehr so steif zugeht in der Gesellschaft. Es ist heute in der Tat sehr viel üblicher zu duzen als noch vor Jahren. Das hat vermutlich mit der Globalisierung zu tun. Manche jungen Leute stellen sich heute von selbst nur noch mit Vornamen vor, und in einigen Unternehmen gehört das „Du“ zur Kultur. Auch Restaurants, die ein junges internationales Publikum anziehen, pflegen die Duz-Kultur. Auf keinen Fall sollte Ihre Tochter mutmaßen, dass sie dadurch kleiner gemacht werden soll, als sie ist. Besser, sie fühlt sich einfach aufgenommen in den Kreis der für immer jungen westlichen Weltbevölkerung. Sie beide sind gewiss nicht die Einzigen, denen der Trend zum „Du“ auf die Nerven geht. Aber es hilft nichts, sich darüber zu ärgern. Man kann freilich besonders in Geschäften oder Restaurants, die man häufiger besucht, darauf aufmerksam machen, dass man lieber gesiezt wird.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an: meinefrage@tagesspiegel.de

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