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Berlin: So wirken Desinfektions- Mittel

Beispiel: Sagrotan, eines der meistverkauften Desinfektionsmittel in Deutschland. Der Mensch ist mit Milliarden von Bakterien besiedelt: 10 hoch 6 sind es pro Quadratzentimeter Haut.

Beispiel: Sagrotan, eines der meistverkauften Desinfektionsmittel in Deutschland.

Der Mensch ist mit Milliarden von Bakterien besiedelt: 10 hoch 6 sind es pro Quadratzentimeter Haut. Gefährlich werden sie aber nur in Ausnahmefällen, in der Nähe von offenen Wunden oder für abwehrgeschwächte Menschen.

Desinfektionsmittel setzen Kleinstorganismen schachmatt, indem sie lebenswichtige Proteine schädigen oder die Membranen, die durchlässigen Zellenhäutchen, zerstören. Ziel ist es, die krankheitserregenden unter ihnen zu treffen, also Menschen vor Infektionen zu schützen. Wenn sie auf lebendem Gewebe, zum Beispiel in der Umgebung von Wunden eingesetzt werden, nennen Fachleute diese Mittel auch Antiseptika (griechisch septikos, Fäulnis bewirkend). Sagrotan, das seit 1889 auf dem Markt ist, gilt vor allem im privaten Bereich als der Desinfektionsmittel-Klassiker – Experten warnen allerdings vor übertriebenem Einsatz. Es enthält pro 100 Gramm 78 Gramm Ethanol, also hochprozentigen Alkohol und als zweiten Bestandteil 0,05 Gramm Benzalkoniumchlorid.

Alkohol macht die Keime unschädlich, indem es die räumliche Struktur der Eiweißmoleküle der Zellen in Mitleidenschaft zieht. Denaturierung heißt das. Der Hintergrund: Zellen werden von einem komplizierten System aus Enzymen und Membranen am Leben erhalten, das Sauerstoff und Nährstoffe in ihr Inneres leitet. Das klappt nur, wenn sie in einer bestimmten Art gefaltet sind. Man kann diese Raumstruktur auch auf physikalischem Weg zerstören, nämlich indem man die Kleinstorganismen erhitzt. Einer Temperatur von über 70 Grad Celsius halten die Eiweiße in der Zelle nicht stand.

Gegenüber anderen Stoffen hat Alkohol den Vorteil, dass es auch durchdringt, wenn ein Fettfilm die Keime schützt. Allerdings werden nur Bakterien, Pilze und mit Hüllen ausgestattete Viren erwischt, keine Sporen. Das ist eine besonders widerstandsfähige Dauerform mancher Bakterien. Ein weiterer Nachteil: Alkohol verdampft schnell, so dass die keimtötende Wirkung nur von kurzer Dauer ist.

Benzalkoniumchlorid, der zweite Bestandteil des Desinfektionsmittels, ist chemisch gesehen eine Art Seife. Diese geruchlose Substanz wirkt, indem sie die Strukturverhältnisse der Zellhäutchen, verändert. Es wirkt länger als Alkohol, hat dafür aber ein weniger breites Wirkungsspektrum. Sporen, Pilze und Viren werden nicht mit Sicherheit erfasst. Als Team sind beide Substanzen effizienter als jede für sich.

Adelheid Müller-Lissner

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