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Berlin: So wirkt Tamiflu – das neue Vogelgrippemittel

Das neue Medikament Tamiflu ist derzeit in aller Munde. Eigentlich ist es ein normales Grippemittel.

Das neue Medikament Tamiflu ist derzeit in aller Munde. Eigentlich ist es ein normales Grippemittel. Weil sich die unterschiedlichen Grippe-Arten aber manchmal gleichen, soll es auch gegen die Vogelgrippe wirken, die derzeit nicht nur in Asien grassiert – auch in Rumänien und in der Türkei sind nun Fälle aufgetaucht. Weil die Welt Angst davor hat, dass dieses Virus – H5N1 – sich unter Umständen in einer Welle über die Erde ausbreitet, vor allem, wenn es lernt, sich direkt von Mensch zu Mensch zu übertragen, haben auch die deutschen Länder Tamiflu beim Hersteller Roche jetzt in größeren Mengen geordert. Ein Impfstoff gegen die Vogelgrippe existiert noch nicht. Aber auch mit Tamiflu gibt es noch nicht viele Erfahrungen. Das Robert-Koch-Institut rät, sich bei Reisen von Geflügelmärkten fern zu halten und rohes oder halbgares Fleisch zu meiden.

Wer an der Vogelgrippe erkrankt ist, sollte möglichst innerhalb der ersten 24 Stunden mit der Einnahme von Tamiflu beginnen. Patienten müssen fünf Tage lang zwei Mal täglich eine Kapsel schlucken. Typische Symptome der Vogelgrippe sind ein plötzliches, schweres Krankheitsgefühl, hohes Fieber und trockener Husten. Der Wirkstoff in Tamiflu heißt Oseltamivir. Seine Grundlage ist ein Molekül, das in der Natur vorkommt, aber in einem langen Prozess optimiert wird. Über die Magenschleimhaut wird der Wirkstoff vom Körper aufgenommen und mit dem Blut weitertransportiert. Um wirken zu können, muss er zuerst die Leber passieren. Dort wird Oseltamivir in seine aktive Form, Oseltamivircarboxylat, umgewandelt. Oseltamivir stoppt dann die Vermehrung der feindlichen Eindringlinge. Viren nutzen menschliche Zellen als Wirt. Sie dringen in die Zellen ein, missbrauchen das Erbgut im Kern für ihre eigene Reproduktion und schleusen ihren „Nachwuchs“ schließlich nach draußen, wo er sich weiter ausbreiten kann. Damit sich die neu gebildeten Viruspartikel von der Zelloberfläche lösen können, braucht das Virus eine „Schere“, die die Verbindung zur Wirtszelle durchtrennt. Diese Aufgabe erfüllt ein bestimmtes Enzym auf der Oberfläche des Virus – die Neuraminidase. Oseltamivir kann sie hemmen. Dadurch bleiben die neuen Viruspartikel an der Zelle kleben und können sich nicht ausbreiten: Die Vermehrung des Virus ist unterbrochen. Der Gesundheitszustand verbessert sich.

Zehn Kapseln Tamiflu kosten 33,36 Euro. Eine vergleichbare Wirkung hat nur Relenza, das wie ein Asthmaspray inhaliert wird (20 Einheiten für 29,32 Euro).

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