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Berlin: Soll der Steglitzer Kreisel abgerissen werden?

Alles spricht gegen den Steglitzer Kreisel. Selbst wenn man vergisst, dass der olle Schuhkarton in bester Lage einst ein privates Prestigeobjekt war, das der öffentlichen Hand für teures Geld aufgenötigt wurde.

Alles spricht gegen den Steglitzer Kreisel. Selbst wenn man vergisst, dass der olle Schuhkarton in bester Lage einst ein privates Prestigeobjekt war, das der öffentlichen Hand für teures Geld aufgenötigt wurde. Ein Symbol der WestBerliner Filzwirtschaft in den späten sechziger Jahren. Aber lassen wir das ruhig beiseite. Der Kreisel ist Asbest verseucht. Nicht nur hier und da, sondern durch und durch. Zwar könnte man, wie beim Palast der Republik, den Bau bis aufs wackelige Stahlskelett entkleiden und neu aufbauen. Aber das würde mindestens 84 Millionen Euro, vielleicht auch das Doppelte kosten. Was für ein Preis für die Restaurierung eines städtebaulichen Schandflecks, der seit mehr als dreißig Jahren Schatten auf die nette, gutbürgerliche Umgebung wirft. Von allen Seiten versperrt der Kreisel die Sicht. Er ist keine Sehenswürdigkeit. Und für die Mitarbeiter des Bezirks Steglitz, die im Hochhaus arbeiten, kann die Lebensqualität bei einem Umzug in ein anderes Dienstgebäude nur steigen. Der Kreisel ist auch innen hässlich, zudem zugig und Energie verschleudernd. Einzig brauchbar ist die gute Verkehrsanbindung und der Blick aus dem 24. Stock auf den Süden Berlins. Aber beides rechtfertigt es nicht, das marode Gebäude zu sanieren. Für das viele Geld kann man fast zwei neue, wirklich schöne Häuser bauen. za

Muss es immer gleich der Abriss sein? Wer die jüngste Diskussion im Stadtentwicklungsausschuss verfolgt hat, spürte, wie sich die Parlamentarier geradezu in einen Abriss-Rausch steigerten. Koste es, was es wolle. Haben wir aus der Diskussion um den Palast der Republik so wenig gelernt? Der mehr als 30 Stockwerke hohe Steglitzer Kreisel, einst ungeliebtes Spekulationsobjekt, jetzt viel geschmähte „Asbestbombe“, ist längst zum Wahrzeichen des Bezirks geworden. Er gehört zur Berliner Skyline, ist mit den Treptowers das höchste Bürohaus Berlins. Er ist nicht ansehnlich, aber von Asbest befreit, könnte er auch mit neuer, ansprechender Fassade ein Blickfang werden. Die Abrissfreunde, unter ihnen ohnehin etliche Hochhaus-Feinde, sollten bedenken, dass der Kreisel auf jeden Fall von Asbest befreit werden muss. Das kostet, der Abriss kostet, und der Neubau – wo immer er auch stehen mag – kostet erst recht. Dann entsteht vielleicht eine verödete Fläche an der Schloßstraße. Anstatt immer gleich an Abriss zu denken, wie auch beim ICC, sollte die Stadt positiv vorgehen: Aus Vorhandenem Neues entwickeln, das wäre eine Herausforderung! Ein attraktives, vor allem gesundes Kreisel-Hochhaus als bürgernahes Zentrum im Bezirk – etwas Besseres kann es an dieser Stelle gar nicht geben. C. v. L.

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