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Berlin: Sondereinsatz gegen Miniermotten

Bis zu 800 Sozialhilfeempfänger sollen Kastanienlaub einsammeln

Jetzt geht es der Miniermotte an den Kragen: Mit einer stadtweiten Laubsammlung und -kompostierung wollen Senat, Bezirksämter und die Stadtreinigung BSR dem gefräßigen Tierchen zu Leibe rücken. Umweltsenator Peter Strieder (SPD) kündigte für Ende Oktober und Anfang November eine konzertierte Aktion an. Die Landesregierung erwägt, dafür zusätzlich zum BSR-Personal bis zu 800 Sozialhilfeempfänger einzusetzen. Die Bezirksämter wollen sie nach Angaben der Sozialverwaltung in den kommenden Wochen auffordern, sich am Laubsammeln zu beteiligen. „Das ist eine sinnvolle ökologische Tätigkeit, deswegen erwarten wir, dass sich niemand dagegen sperrt“, sagte die Sprecherin von Sozialsenatorin Heidi Knake-Werner (PDS), Roswitha Steinbrenner. Laut Gesetz können Sozialhilfeempfänger zu gemeinnütziger Arbeit herangezogen werden.

Das Kastanienlaub wird nicht wie ursprünglich geplant verbrannt, sondern es soll von der BSR bei 55 Grad kompostiert werden. Dadurch sterben die die Puppen ab. Die Miniermotte hatte in diesem Sommer weiße Kastanien befallen. Strieder zufolge sind in Berlin rund 60 000 Bäume an Straßen, in Parks, Wäldern und auf Privatgrundstücken vom Absterben bedroht.

Die Kompostierung des Laubes war dem Senat auch von den Experten des Pflanzenschutzamtes empfohlen worden. „Es kann allerdings nur ein erster Schritt sein“, sagte Pflanzenschützer Horst Gräbner dem Tagesspiegel. Ein Ende der Plage sei noch lange nicht in Sicht. Da viele Kastanien auf oder in der Nähe von Privatgrundstücken stehen, sei es kaum möglich, das befallene Laub vollständig einzusammeln und unschädlich zu machen. „Daher ist der Befall im nächsten Jahr wieder da.“ Die Kompostierung müsse einher gehen mit Versuchen, wie man der Miniermotte dauerhaft den Garaus machen kann. „Das Thema wird uns noch mindestens 15 Jahre beschäftigen“, sagt auch Strieders Sprecherin Petra Reetz. „Bis die Industrie ein wirksames Gegenmittel entwickelt hat, wird man die Laubsammlung und das Kompostieren jedes Jahr wiederholen müssen.“ So habe es in Wien zehn Jahre gedauert, bis erste Erfolge zu sehen waren.

Privatleute, in deren Gärten befallenes Laub liegt, können dies von der BSR kostenfrei abholen lassen, kündigt Reetz an. Allerdings müssten sich die Bürger zusammentun, damit die BSR mit ihren Spezialsaugern größere Mengen Laube auf einmal abholen kann. Laubsäcke hingegen würden auch weiterhin nicht kostenfrei abgegeben. Der Senat bereitet derzeit ein Informationsheft vor, das ab nächster Woche unter anderem über die Bezirksämter verteilt werden soll. lvt

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