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Manfred Fischers Abschied: Letzte Predigt des Mauerpfarrers

Manfred Fischer prägte fast 38 Jahre die Weddinger Versöhnungsgemeinde.

Als Manfred Fischer am ersten Advent 1975 in den Wedding kam, musste er ein Versprechen ablegen: Wenigstens zwei Jahre sollte es der junge Pfarrer im Westteil der evangelischen Versöhnungsgemeinde aushalten, direkt an der Mauer, in der Bernauer Straße. So verlangte es der damalige Oberkonsistorialrat Kirchner vom Berliner Konsistorium.

Doch Manfred Fischer sollte bleiben, fast 38 Jahre lang: Sein ganzes Arbeitsleben verbrachte der Theologe in der Kirchengemeinde, deren Gotteshaus unerreichbar auf dem Todesstreifen lag, und dann 1985 von den DDR-Grenztruppen gesprengt wurde. Eisern wehrten sich Fischer und seine Gemeinde gegen die „kalte Sanierung“ des Weddings, und nach dem Mauerfall baute er zusammen mit seiner Gemeinde die „Kapelle der Versöhnung“ auf dem alten Grenzstreifen. Andachten zum Gedenken an die Mauertoten, Zeitzeugengespräche, das Roggenfeld an der Bernauer Straße – all das verbindet ganz Berlin mit dem Theologen, der erst vor kurzem mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde.

Am Sonntag aber hieß es Abschied nehmen. Superintendent Martin Kirchner, der Sohn des damaligen Oberkonsistorialrats, war gekommen, um Fischer in der voll besetzten Lehmkapelle feierlich zu „entpflichten“ und in den Ruhestand zu verabschieden. „Unser Pfarrer Manfred Fischer leitet zum letzten Mal unseren Gottesdienst, hält seine letzte Predigt und verabschiedet sich nach 37 abwechslungsreichen und erfolgreichen Dienstjahren von seiner Versöhnungsgemeinde“, fasste Andreas Seidel aus dem Gemeindekirchenrat das Programm des Tages zusammen. Viele warme Worte fanden Freunde und Weggefährten zu Manfred Fischer, und auch Superintendent Kirchner würdigte die Leistungen des Pfarrers, der die „Stadt- und Landesgeschichte geprägt“ habe und dabei doch „bekennend bescheiden blieb“, erkennbar am alten Rucksack, mit dem er seine Besuche machte.

Doch auch Fischer wandte sich noch einmal an seine Gemeinde, und zwar mit dem Wesentlichen. Mit dem Ostergruß „Christ ist erstanden – Er ist wahrhaftig auferstanden“ hatten sich Pfarrer und Gläubige begrüßt, denn „das ist es eigentlich schon, was eine Gemeinde aufrechterhält und zusammenhält“, sagte Fischer. Der Glaube an die Auferstehung, der auch in der Versöhnungskapelle, einer „Ladestation für Lebensenergie und Gottesglauben“ gefeiert wird. „Das möge nicht verloren gehen in den vielen Anfragen, die Kapelle als Eventort oder Mitanbieter im kulturellen Leben der Stadt zu nutzen“, gab Fischer der Gemeinde auf den Weg. Denn Aufgabe der Christen sei es, der nächsten Generation den Glauben weiterzugeben.

Die Gemeinde im Internet: www.gemeinde-versoehnung.de

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