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SONNTAGS um zehn: Liebesdienst für die alten Menschen

Die Diakonie-Stationen feiern in der Gedächtniskirche 25-jähriges Bestehen

Das blauweiße Banner der Diakonie flattert vor der Gedächtniskirche. Menschen im Sonntagsstaat stehen herum, Sektgläser stehen parat, und an den Infoständen gibt es Werbematerial satt: blauweiße Kulis, Schlüsselanhänger und Pastillendosen. Eine davon lässt sich eine Frau mit starkem spanischem Akzent schenken. „Diakonie ist gut“, sagt sie. Der Mann vom Informationsstand freut sich. Und dann erzählt die Frau in einem nicht enden wollenden Monolog von ihrem dementen Mann Pablo, dem die Diakonie geholfen hat. Das Jubiläum zum 25-jährigen Bestehen der Berliner Diakonie-Stationen, das gestern mit einem Gottesdienst gefeiert wurde, ist eben doch was anderes, als der Geburtstag irgend eines x-beliebigen Erfolgsunternehmens.

Einen kranken, alten oder verwirrten Menschen pflegen, trösten, seine Schmerzen, Angst und Scham lindern, sei weder eine mechanische Verrichtung oder eine profitorientierte Dienstleistung, sagt Kirchenrätin Susanne Kahl-Passoth in der Predigt. „Es ist ein Liebesdienst.“ Und der bedürfe nach innen wie von außen christlicher Nächstenliebe und Wertschätzung.

Und dann malt sie das Bild von der Gemeindeschwester Frieda, die in den Sechziger Jahren bei ihr im Kiez die Leute pflegte, saufenden Familienvätern ordentliche Standpauken hielt und in ihrer Arbeit von allen geliebt und verehrt wurde. Dieses 100 Jahre alte Modell einer Schwester pro Pfarrstelle wurde wegen knapper Kassen und schwindender Diakonissen 1982 durch professionelle Diakonie-Stationen ersetzt. 2800 Pflegekräfte versorgen heutzutage in 70 Stationen 11 000 Patienten in Berlin und Brandenburg. 20 Frauen, die den Knochenjob schon so lange machen, werden im Gottesdienst namentlich nach vorne gerufen und mit Dank und Segen und einer Hoffnungkerze beschenkt.

Eine der Geehrten ist Heidelinde Pätzel; sie ist Pflegedienstleiterin der Diakonie-Station Neukölln. Sie habe trotz des Zeitdrucks in der Pflege immer noch einige Schwester Friedas unter ihren 80 Leuten, sagt sie. Kollegin Ulrike Clay-Srech aus Lankwitz gaubt daran, dass das christliche Leitbild der Diakonie-Pflege Würde und Menschlichkeit gibt. Heidelinde Pätzels Erfahrungen sind pragmatischer: „Die Station steht und fällt mit guten Mitarbeitern, übrigens auch muslimischen.“ Gunda Bartels

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