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SONNTAGS um zehn: Was ist dein Beitrag?

Die große Kirche am Südstern fordert die Gemeinde zum Mitmachen auf.

Nein, so geht das nicht gut los. „Ich sehe zu viele leere Stühle“, sagt der Mann auf der Kanzel zu den wenigen Menschen vor ihm in der großen Kirche am Südstern und schlägt dann direkt den Ton an, der später in der Predigt zum mächtigen Grollen werden wird: „Haben wir es versäumt, den anderen Bescheid zu sagen?“ Das ist der Ton seiner Predigt: Was tust du, was ist dein Beitrag?

Nach vielen Liedern, gemeinsam gesungen mit dem instrumentenbewehrten „Lobpreis-Team“, greift Pastor Slavica Vukovic, bekannt für lebensnahe Predigten, an. Da geht es um das Wort Philipper 4, Vers 13: „Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht, Christus.“ Ein starkes Wort, sagt Vukovic, aber stimme es auch? „Schau mal in dein Leben“, ruft er jedem Einzelnen im Kirchenraum zu, „sieh dein Versagen.“ Denn viel mehr, als dass der Mensch alles könne, könne er nichts, er schaffe nicht, kriege nicht hin, mache Fehler. Es sei der Teufel, der den Menschen daran dauernd erinnere. „Jeder hat so einen Gegenspieler“, sagt Vukovic, auch in der Gemeinde gebe es den, ja, auch Christen würden Steine auf andere werfen. Aber wenn der Teufel dauernd an die Vergangenheit erinnere, sagt Vukovic „erinnern wir ihn an seine Zukunft!“ Auf die komme es an.

Vukovic, von Beginn der Predigt an leidenschaftlich dabei, steigert sich, er ist ein unauffälliger kleiner Mann im unauffälligen Anzug, aber seine Worte füllen dröhnend das Kirchenschiff, in dessen hohe Fenster ab und an Sonnenlicht hereingleißt, und er reckt die Faust beim Sprechen und wippt auf den Füßen. „Sage dich los von Tod und Teufel“, ruft er und meint damit die Zweifel, die Verzagtheit, das Aufgeben, was das Schlimmste ist. „Gib nicht auf!“, donnert es durch die Kirche: „Hinfallen ist menschlich, liegen bleiben teuflisch, aufstehen göttlich!“ Denn erst darin, im Aufstehen, sind Hoffnung und Verheißung.

Jenen Menschen, deren Vorsätze fürs neue Jahr sich jetzt schon in Luft aufgelöst hätten, gibt er drei Regeln zum Erfolg mit:

1. Erkenne, was der Wille Gottes ist.

2. Versuche nicht, aus eigener Kraft Gottes Reich zu bauen.

3. Gib nicht auf, versuche es immer wieder.

Vukovic sagt, auch Jesus sei daran interessiert, dass die Menschen ihre Vorsätze umsetzten, „dass du es schaffst“. „Jesus will, dass das Feuer weiterbrennt“, das Feuer in jedem Einzelnen, oder auch: das Feuer des Heiligen Geistes.

Und dann wird er noch mal konkreter: Was sei denn mit den hier Versammelten, suchen sie nur Erbauung oder sind sie bereit, sich für ihre Gemeinde auch einzusetzen? Es fehlt ein Tontechniker, wer hilft aus? Geräte sind kaputt, wer kümmert sich um Reparatur?

Am Ende singen sie noch mal: „Neuer Morgen, neue Hoffnung“, singen sie und „unser Lied wird lauter, unsere Liebe stärker, strahle hell“, aber da ziehen draußen gerade ein paar Wolken an der Sonne vorbei. Ariane Bemmer

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