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Berlin: Späte Ehrung für zwei Männer des Aufstands

Eine noch nicht existente Straße und ein kleiner Platz werden nach Heinz Brandt und Max Fettling benannt

50 Jahre nach den Ereignissen des 17. Juni 1953 werden nun doch noch eine Straße und ein Platz nach Beteiligten am Arbeiteraufstand benannt. In Pankow wird durch die „symbolische Benennung einer Straße“, die als Erschließungsstraße zum ABB-Werksgelände allerdings erst noch gebaut werden muss, an Heinz Brandt erinnert. Der Kommunist und KZ-Häftling war bis August 1953 Sekretär der Ost-Berliner SED-Bezirksleitung und trat während der stürmischen Juni-Tage für einen liberalen Kurs gegenüber den Streikenden ein. Bei Bergmann-Borsig in Wilhelmsruh unterstützte er einen Betriebsausschuss der Arbeiter von BB. Im August ’53 wurde er aller Parteiämter enthoben, floh 1958 in die Bundesrepublik, arbeitete im Ostbüro der SPD und wurde 1961 vom Staatssicherheitsdienst aus West-Berlin entführt und zu 13 Jahren Zuchthaus verurteilt.

Nach internationalen Protesten wurde er 1964 freigelassen und schrieb das Buch „Ein Traum, der nicht entführbar ist“. Heinz Brandt, der 1986 starb, habe mit seinem Eintreten für Demokratie und Freiheit gegen totalitäre Regime ein Beispiel für Mut und konsequentes Handeln gegeben, heißt es im Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen an die BVV. Der Straßenbenennung am 17. Juni um 17.30 Uhr folgt eine Gedenkveranstaltung auf dem ABB-Gelände mit einer Rede von Bezirksbürgermeister Kleinert.

Max Fettling wird in Friedrichshain geehrt, in jenem Bezirk also, von dem der Arbeiteraufstand ausging. Der namenlose kleine Platz vor der Einfahrt zum Krankenhaus im Friedrichshain soll in einer Feierstunde am 17. Juni um 15 Uhr den Namen Max-Fettling-Platz erhalten; zwölf Schüler der Georg-Weerth-Oberschule berichten vom Leben und Wirken des damaligen Vorsitzenden der Betriebsgewerkschaftsleitung im VEB Industriebau, dessen Arbeiter das Bettenhaus für das Krankenhaus Friedrichshain hochmauerten. Der BGL-Vorsitzende unterschrieb am 15. Juni ’53 einen Brief an „Herrn Minister-Präsidenten Otto Grothewohl“(!) mit der Forderung, die harte Normerhöhung um zehn Prozent zurückzunehmen. „In Anbetracht der sehr erregten Stimmung der gesamten Belegschaft fordern wir, zu diesen schwerwiegenden Punkten unverzüglich befriedigend Stellung zu nehmen und erwarten ihre Stellungnahme bis spätestens morgen Mittag“. Dieser Brief wird dem damals 46-Jährigen – obwohl er sich schließlich den Streikenden entgegenstellt – zum Verhängnis: zehn Jahre Zuchthaus. 1957 wird er vorzeitig aus der Haft entlassen und stirbt 1974 in Neukölln.

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