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Berlin: Spannung im Spannwerk

Von Ulrike Heitmüller Wer an die Metallskulptur tippt, hört Musik. Wer über die Metallblätter spaziert, lässt Funken spritzen.

Von Ulrike Heitmüller

Wer an die Metallskulptur tippt, hört Musik. Wer über die Metallblätter spaziert, lässt Funken spritzen.

Zwei Beispiele für die verrückten, merkwürdigen, aufregenden, schönen und vielleicht auch Furcht einflößenden Installationen des „Resonant Wave Festival“, das gestern in Kreuzberg begann und bis zum 8. Juni dauert. In dem alten Energie-Umspannwerk am Paul-Linke-Ufer zeigen 20 Künstler und Künstlergruppen aus New York, Israel, Kanada, Japan und natürlich Berlin ihre Werke: Multimedia-Installationen, Licht-Figuren, Filme, Musik, Tanz und Akrobatik.

Das Festival nun soll Energie verbreiten, in dem es Inspiration aus Technik, Kunst und Kreativität in die Welt hinausträgt. Was so hochgestochen klingt, passt doch in das alte Spannwerk, einen riesigen Gründerzeit-Bau aus dunkelrotem Backstein. Hierdurch nämlich floss einst der Strom, der aus den Kraftwerken in die Stadt gelangte. 1989 jedoch war die Technik überholt, die Bewag legte das Werk still. Ein paar Jahre lang interessieren sich bloß ein paar Architekturstudenten für den Bau, aber dann wird es wieder spannend im alten Spannwerk: Zuerst finden immer wieder wilde Parties statt. Im August 1998 eröffnet dann der Berliner Möbel- und Antiquitätenhändler Tom Katanga ein Geschäft, das fortan mit Skulpturen und Buddha-Statuen in den Katakomben die schön-skurrile Atmosphäre liefert für Events der gehobenen Klasse. Die Wochenzeitung „Die Zeit“ veranstaltet im September 1999 ein Fest, bei dem Helmut Schmidt eine Rede hält und Joschka Fischer verloren geht. Das Produzentenduo Boje-Buck gestaltet den Bau zur Premierenfeier von „Liebe Deine Nächste“ zum Obdachlosenasyl um und bewirtet die Gäste mit Häppchen in Blechnäpfen. Im Dezember 2000 gibt’s die nächste Filmpremiere, diesmal von einem Schwarzenegger-Film: „6th Day“ - Arnie allerdings lässt sich in den Hallen nicht blicken. Später entstehen noch ein paar Szenen des Films „Der Verleger“ mit Heiner Lauterbach.

So wird der Bau berühmt, die Investoren stehen Schlange, die Bewag verkauft, und es wird fleißig saniert. Jetzt sind die Bauarbeiten fast abgeschlossen und es soll wieder losgehen mit den Events. Nur der alte Mieter ist verschnupft: Katanga hat sich nämlich die Bezeichnung „Spannwerk“ als Wortmarke patentieren lassen und findet, dass niemand anderes die Bezeichnung nutzen darf.

Mehr im Internet unter

www.resonant-wave.net

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