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Berlin: Spazieren statt schießen

Schanzenwald in Ruhleben ist jetzt Erholungsgebiet 160 Jahre lang war hier militärisches Übungsgelände

Nach mehr als 160 Jahren militärischer Nutzung ist der Ruhlebener Schanzenwald mit dem Murellenberg gestern für die öffentliche Nutzung freigegeben worden. Rund 1,6 Millionen Euro hat es gekostet, das 38 Hektar große Waldstück wieder in ein Erholungsgebiet zu verwandeln.

Seit 1840 hatte der Wald als militärisches Übungsgelände gedient, zuletzt der britischen Schutzmacht. Nach dem Abzug der Alliierten wurden die Schießstände zunächst von der Polizei genutzt. Erst 2005 übergab diese das Areal an die Berliner Forsten.

Das über die Glockenturmstraße zu erreichende Areal steht unter Naturschutz. Hier haben sich Pflanzen wie Hasenklee und Kleiner Ampfer, Kleines Habichtskraut und Scharfer Mauerpfeffer angesiedelt, auch die besonders geschützte Sandstrohblume ist hier zu finden. Nicht weniger als 92 Bienen- und Wespenarten wurden gezählt, von denen viele ebenso gefährdet sind wie die hier vorkommenden Tagfalterarten.

Um den Schanzenwald begehbar zu machen, mussten unter anderem 4100 Tonnen Beton und Ziegel sowie 1400 Tonnen Asphalt beseitigt werden. 150 Tonnen Sand, die als Kugelfang gedient hatten, waren ebenso zu entsorgen wie zwei Tonnen Asbest. Die Kosten trug etwa zur Hälfte die Deutsche Bahn im Rahmen einer Ausgleichsmaßnahme für den Ausbau der Strecke nach Hannover. Der Rest stammt aus einem Umweltprogramm der EU sowie zum kleinen Teil aus dem Etat des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf.

Zusammen mit der neben der Waldbühne gelegenen Murellenschlucht steht jetzt ein umfangreiches Erholungsgebiet zur Verfügung. Problemlos erreichbar ist jetzt auch das Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus. Hier waren in den Jahren 1944/45 von der Wehrmacht mehr als 230 Personen wegen Fahnenflucht oder Kriegsdienstverweigerung erschossen worden. du-

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