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Spendenaktion: Lernziel: Zusammenleben

Die Gefa betreibt eine Wohngemeinschaft für benachteiligte Jugendliche - und braucht dringend Spenden.

So groß war die Resonanz noch nie: Fast 270 Vereine und Initiativen haben sich beim Tagesspiegel für die Spendenaktion „Menschen helfen!“ beworben. Wir haben 56 ausgewählt – und stellen einige Projekte stellvertretend vor. Heute: die Jugendwohngemeinschaft der Gesellschaft für Familienaktivierung.

Vor allem Duden, Lexika und Atlanten fehlen. Auch einen Laptop könnten die Jugendlichen der Wohngemeinschaft in der Treptower Baumschulenstraße gut gebrauchen. Bei Präsentationen und Hausarbeiten ist solch ein Computer nahezu unerlässlich für die WG-Bewohner, die gerade ihre Schule oder Ausbildung beenden.

Organisiert und betreut wird die WG von der Gesellschaft für Familienaktivierung (Gefa). Seit 1997 sind hier insgesamt 87 Jugendliche untergekommen. Mädchen wie Julia Gensel, die mit ihren 19 Jahren die Älteste in der Runde ist und derzeit ihr Abitur macht. „In unserem Leben wollen wir alle noch was erreichen“, sagt sie, die schon zweieinhalb Jahre im betreuten Wohnen lebt. Seit einem Jahr hat sie ein Einzelzimmer im Nachbarhaus. Zu den Gemeinschaftsabenden kommt sie immer noch. Die finden im Wohnzimmer statt, das noch recht karg ist. Eine dunkelrote Couch steht deswegen auf der Wunschliste, dazu ein Bücherregal. „Wir wollen uns hier wohlfühlen können. Es ist traurig, wenn man in einem leeren Wohnzimmer sitzt“, sagt die 18-jährige Eva Przybyla mit Blick auf die Einrichtung. Wer in die WG einzieht, hat nicht viel. Von den Eltern bekommen die Jugendlichen in der Regel keine Hilfe mehr. Im Gegenteil: Sie sind hier, weil im Elternhaus etwas falsch lief. Entweder wurden ihnen keine Regeln gesetzt. Oder es waren zu viele, und es blieb kein Raum für Individualität oder einfach nur für Treffen mit Freunden. In der WG sollen die Jugendlichen ein Zusammenleben kennenlernen, das sie so bisher nicht kannten. Zusammen sollen mit Hilfe der Spenden auch die Wohnung hergerichtet, Regale aufgebaut und Wände gestrichen werden.

„Die Jugendlichen sollen daran beteiligt sein, alles wird schließlich für sie gemacht“, sagt Sozialarbeiter Andreas Johanns, der zusammen mit Claudia Kaßburg die Jugendlichen betreut. Bei den Gruppenabenden an jedem Mittwoch werden im Dezember Plätzchen gebacken, die Weihnachtsfeier steht auf dem Programm. „Wir achten darauf, dass ein Gemeinschaftsgefühl entsteht“, erzählt Kaßburg. Die beiden Betreuer müssen auch Regeln durchsetzen. Wollen die Jugendlichen länger als bis 22 Uhr wegbleiben, haben sie sich bei ihnen abzumelden. Bringen sie Besuch mit, müssen sich erst die anderen Bewohner einverstanden erklären.

Julia Gensel hat schon viele Mitbewohner kommen und gehen sehen. „Die sind alle nicht ganz unbelastet“, sagt sie mit abgeklärtem Tonfall. Doch auch sie selbst kam mit ihrer Mutter nicht mehr zurecht. Vielleicht sagt sie deshalb über die WG: „Hier entstehen Bindungen, auf die man sich verlassen kann.“

Spendenaktion Der Tagesspiegel e. V., Verwendungszweck: „Menschen helfen!“, Berliner Sparkasse, Kto.-Nr.: 2500 30 942, BLZ: 100 500 00. Onlinebanking ist möglich. Bitte notieren Sie Namen und Anschrift, Spendenbelege schicken wir dieses Jahr schneller zu (www.tagesspiegel.de/spendenaktion).

Matthias Jekosch

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