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Zum Krabbeln gern. Die ehrenamtliche Patin Renate Knoppik besucht regelmäßig die Familie von Koto, Tsumugu und Linn und spielt mit den Drillingen. Vor allem für deren Mutter ist das eine große Entlastung, da sie sich in der Zeit mal um andere Dinge kümmern kann. Die drei Kinder sind inzwischen 16 Monate alt. Foto: Georg Moritz

© Georg Moritz

Spendenaktion "Menschen helfen": Warten auf die gute Fee

Ehrenamtliche entlasten die Familien von Frühchen. Das Projekt des DRK-Verbands Berlin-City ist auf finanzielle Hilfe angewiesen.

Berlin - Wenn man die drei Kleinen sieht, verliebt man sich gleich in sie. Die Frühchen Koto und Tsumugu waren nach drei Monaten nach Hause gekommen – nur ihre Schwester Linn blieb weitere drei Monate im Krankenhaus. „Ihre Mutter wollte ihr alles geben, was die anderen beiden zu Hause auch bekamen“, sagt Renate Knoppik. „Sei es Liebe oder eben Muttermilch.“ Jeden Tag besuchten die Eltern, die aus Japan stammen, die kleine Linn im Krankenhaus. Renate Knoppik, 62, aus Tempelhof war da, um die mit seelischen Sorgen wie auch Alltagsproblemen konfrontierte Familie wenigstens einmal pro Woche ein bisschen zu entlasten.

Die Drillinge kamen in der 26. Schwangerschaftswoche zur Welt, im Juli 2012. Sie wogen 900, 770 und 720 Gramm. Seit einem Jahr besucht Knoppik die Familie in Weißensee regelmäßig. Die Besuche finden im Rahmen eines Patenschaftsprojekts des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) für Frühgeburten statt, das der Träger DRK Kreisverband Berlin-City e. V. 2010 gegründet hat. Bis zu drei Jahre lang kommen die ehrenamtlichen Paten einmal pro Woche für mindestens drei Stunden in die Familien.

Die Frühchen-Patenschaft finanziert sich zum Teil über Stiftungsgelder, ist jedoch zusätzlich auf Spenden angewiesen, um die Aufwandsentschädigung für die ehrenamtlichen Paten zu zahlen. Etwa 15 000 Euro kommen jährlich durch die Besuche für die Fahrtkosten der Paten zusammen. Die Leiterinnen des DRK-Projekts Angelika Zoll-Rüter und Sabine Krämer hoffen auf die Spenden der Tagesspiegel-Leser, um die Paten weiterhin in die Familien schicken zu können.

Denn die Belastungen sind immens: Eine Frühgeburt ist zum Teil mit erheblichen gesundheitlichen Risiken für das Kind verbunden; oft sind es Mehrlingsgeburten. Die kooperierenden Kliniken sprechen die Familien an, die zudem kaum familiäre Unterstützung vor Ort haben – mehr als die Hälfte hat einen Migrationshintergrund. Zum Glück gibt es die ehrenamtlichen Paten des DRK – sie gehören zu einem der insgesamt 52 sozialen Projekte von „Menschen helfen!“ 2013/14, für die der Spendenverein des Tagesspiegels jetzt um Geld bittet.

„Frau Knoppik, wer ist jetzt wer?“ fragt Angelika Zoll-Rüter die Patin, die auf dem Boden der Weißenseer Wohnung im Ställchen sitzt. „Das ist Linn“, sagt die und deutet auf eine der Kleinen. „Das ist Koto und das ist Tsumugu.“ Fragend blickt sie die Mutter an. Die nickt und lächelt. 16 Monate sind die Drillinge alt. Auf einem Computerbildschirm zeigt die Mutter Fotos der drei nach der Geburt. „Wie ein Hühnchen“, sagt sie und blickt auf die Bilder, auf denen Schläuche und Kanülen aus den winzigen Körpern kommen. Um die Paten auf diese belastende Situation vorzubereiten, besuchen die Projektorganisatorinnen mit ihnen als Teil des Einführungskurses eine Frühchen-Station. 63 Paten stehen zur Verfügung, im Alter von Anfang 20 bis um die 70 Jahre. 56 sind berlinweit im Einsatz.

Die Apothekenhelferin Renate Knoppik entschied sich für die Patenschaft, als sie vor zwei Jahren selbst Großmutter wurde. „Meine Enkeltochter lebt leider in den USA. Da wurde die Sehnsucht ganz groß“, sagt sie. Da suchte sie sich Ersatzenkelkinder. Seit sie Patin von Linn, Koto und Tsumugu ist, kam sie mit zu den Krankenhausbesuchen, geht mit der Mutter und den zwei Kinderwagen spazieren, hilft beim Einkaufen. Oder sie widmet sich einfach nur den Kindern, so wie heute. „Das ist so schön zu sehen“, sagt die Mutter. „Mal drei Stunden lang intensiv mit den Kindern spielen, dafür habe ich ja sonst keine Zeit.“

Drei Stunden pro Woche höre sich zunächst nicht viel an, sagt Angelika Zoll-Rüter. Doch sie schaffen einen Freiraum für die Mütter und Väter. „Sie wissen: Da kommt jemand und ich kann meine Wünsche äußern.“ In der Woche vor Weihnachten machten sich Linn, Koto und Tsumugu auf ihre erste große Reise – nach Japan, wo sie der Rest der Familie zum ersten Mal sehen wird. Für ihre Mutter bedeutete das Packen eine weitere logistische Meisterleistung. Das erledigte sie in Ruhe, während Renate Knoppik mit den Ersatzenkelkindern spielte.

Spenden bitte an: Spendenaktion Der Tagesspiegel e. V., Verwendungszweck: „Menschen helfen!“, Berliner Sparkasse (BLZ 100 500 00), Konto 250 030 942 – Namen und Anschrift für den Spendenbeleg notieren. BIC: BELADEBE, IBAN: DE43 1005 0000 0250 0309 42

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