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Spendenaktion-Serie 2: Herzlichkeit und Lebenshilfe

Der Schöneberger Treffpunkt „Kiezkaffee“ will Nachbarn aus allen sozialen Schichten zusammenbringen. Dafür bittet er um Spenden.

Berlin - Der ältere Mann isst einen Eierkuchen. Und wirkt dabei zufrieden mit der Welt. Er sitzt im „Kiezkaffee“ in den Räumen der Kirchengemeinde Alt-Schöneberg an der Hauptstraße. Einmal pro Woche kommt er her: „Ich habe hier schon so manche Freundschaft geschlossen“, sagt der 67-Jährige mit dem grauen Haarkranz. Demnächst will er mit zwei jungen Müttern und ihren Kindern mal auf den Weihnachtsmarkt. Immer wieder kommen Leute in den Raum voller Tische, Stühle, Kerzen und Weihnachtsdekoration – und begrüßen sich freudig. „Das ist ja hübsch, was du da strickst“, ruft eine jüngere Frau einer älteren zu.

Alles sehr nett und idyllisch also. Aber das Café ist ein Ort, an dem Menschen, deren Leben aus den Fugen geraten ist, ein paar Stunden lang Wärme, Ansprechpartner und fair gehandelten Kaffee finden. Entstanden ist es aus „dem Wartebereich der Lebensmittelausgabe der Aktion „Laib und Seele“ im selben Gebäude. Da müssen die Leute meist ein bis zwei Stunden warten, dass sie an der Reihe sind“, sagt der Sozialarbeiter Hartmut Hunt von der gemeinnützigen „Kiebez.vgh“, der das Kiezlokal leitet. Seine Mitarbeiter machen ihre Aufgabe ehrenamtlich. An einem Tisch am Fenster geben sie Mittagessen zum Einkaufspreis aus, streng getrennt von der Aktion „Laib und Seele“. Der ältere Mann hat seine Mahlzeit schon verspeist und jetzt Zeit, über sein Leben zu sprechen: „Ich lebe an der Armutsgrenze und bin Grundsicherungsempfänger, weil meine 200 Euro Rente nicht zum Leben reichen. Deshalb hole ich bei der Essensausgabe Obst und Gemüse.“ Kurz vor Ende seines Studiums habe seine „Psychiatrie-Karriere“ begonnen. „Ich konnte meistens nur in Behindertenwerkstätten arbeiten, da verdient man nicht viel.“ Er nimmt einen Schluck Kaffee. Eine Tasse gibt es gegen eine Spende von 70 Cent, eine Beratung zu Grundsicherung und Hartz IV gratis.

Hartmut Hunt hofft aber auch auf mehr Besucher ohne finanzielle Probleme, die im Café in Kontakt mit ihren bedürftigeren Nachbarn aus dem Kiez kommen: „Wir wollen Vorurteile abbauen“, sagt er. „Es ist ja immer noch so, dass viele nichts mit Hartz-IV-Empfängern und Langzeitarbeitslosen zu tun haben wollen.“ Bislang hat die Gemeinde die Räume in einem der Nebengebäude der Kirche kostenfrei zur Verfügung gestellt. Doch bald soll das Café Miete zahlen: Hunt findet das gar nicht schlecht, weil sie sich dann nicht mehr als Bittsteller fühlen müssten und einen größeren Raum verlangen könnten. Der jetzige ist eigentlich zu klein. Auch Tische werden gebraucht. Die, die jetzt dort stehen, gehören der Gemeinde und werden oft woanders gebraucht. Der Tagesspiegel will mit seiner Spendenaktion helfen, Miete und Einrichtungsgegenstände zu finanzieren. Damit es auch im nächsten Jahr im Kiezkaffee noch Eierkuchen gibt.Spenden bitte an: Spendenaktion Der Tagesspiegel e. V., Verwendungszweck: „Menschen helfen!“, Berliner Sparkasse (BLZ 100 500 00), Konto 250 030 942 – Bitte Namen und Anschrift für den Spendenbeleg auf der Überweisung notieren. Online-Banking ist möglich.

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