zum Hauptinhalt

Berlin: Staatliche Sprachpflege: CONTRA von Holger Wild

Zum Thema Ted: Keine Fremdwörter in Amtsstuben mehr? Zunächst einmal: bringen derlei Verfügungen nichts.

Zum Thema Ted: Keine Fremdwörter in Amtsstuben mehr? Zunächst einmal: bringen derlei Verfügungen nichts. Am Freitag etwa erklärte Frauensenatorin Schöttler, sie habe "gender-mainstreaming" zu einem Schwerpunkt ihrer Politik gemacht. Das bedeute: Durchsetzung von Fraueninteresse in allen Handlungsfeldern. Na also, sie kann ja Deutsch reden. Aber wer sich bei jemandem lieb Kind machen will (hier: den Wissenschaftlerinnen der "gender studies"), der verwendet auch ranschmeißerische Schlüsselworte, mag es dem Kollegen Innensenator nun gefallen oder nicht. Was jedoch dem Dienstherren recht ist, darf dem Sachbearbeiter nicht unbillig sein.

Zweitens: hat zuletzt die Rechtschreibreform gezeigt, dass bestallte Sprachverbesserer deren größte Verhunzer sind.

Drittens aber möchte man doch die Frage stellen, ob Senator Werthebach seine Kinder auch so erzieht? Verbietet er ihnen nur blank, die schmutzigen Wörter in den Mund zu nehmen? Oder versucht er nicht vielmehr, in ihnen ein Gefühl für die Schönheit des Deutschen zu wecken, ihnen zu helfen, den Sinn für die Sprache zu entwickeln?

Daran aber, an diesem Sinn für Sprache (der immer auch der Sinn für die klare Sprache ist), gebricht es doch den Behörden eklatant. Die besinnungslose Verwendung zusammengeklaubter Angliszismen ist ein Symptom nur - ebenso wie die besinnungslose Verwendung zusammengehauener Substantivketten, für die das Amtsdeutsch vor allem berüchtigt ist. Wenn der Innensenator an den Ursachen ansetzen wollte, dann sollte er nicht nur Sprachkurse für Einwanderer fordern, sondern für deutsche Beamte ebenso. Bildung ist gefragt, nicht Rede-Gebote.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false