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Die ägyptischen Gaststudenten besuchen die BTU Cottbus jetzt von Berlin aus.

© Patrick Pleul/dpa

Unfalltod einer Studentin in Cottbus: Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Volksverhetzung

Nach tödlichem Unfall ihrer Kommilitonin sind elf junge Ägypter nach Berlin gezogen. Die Universität kann diese Entscheidung nicht nachvollziehen.

Es sollte für die jungen Ägypter ein Höhepunkt ihres Studiums werden: Der Austausch nach Deutschland. Ihr Abschlusssemester wollten die zwölf Studierenden von der German University in Kairo an der BTU in Cottbus absolvieren. Doch noch bevor die Uni losging, geschah das Unfassbare: Eine 22-Jährige aus der Gruppe starb wenige Tage nach der Ankunft in Deutschland an den Folgen eines Verkehrsunfalls vor der Cottbuser Stadthalle. Und noch während sie mit ihren schweren Verletzungen auf der Straße lag, soll sie laut Aussage einer Zeugin von Insassen des Autos, das sie überfahren hatte, fremdenfeindlich und rassistisch beschimpft worden sein.

Das passierte zu Ostern. Inzwischen hat die Heimatuniversität der Studierenden auf den Vorfall reagiert. Wie erst jetzt bekannt wurde, haben die Studierenden schon vor einigen Wochen auf Wunsch der German University Cairo (GUC) – eine mit deutschen Mitteln finanzierte Hochschule in Kairo – ihren Wohnsitz von Cottbus nach Berlin verlegt. Sie leben jetzt nicht mehr wie anfangs im Studierendenwohnheim in Cottbus, sondern in Wohnungen in der Hauptstadt. Zu hören ist, die GUC habe ein „Zeichen“ setzen wollen; auch wollte einer der Studenten nicht mehr an den Ort des Unfalls erinnert werden. Eine Anfrage ließ die Uni am Donnerstag unbeantwortet.

BTU sieht keinen Grund für einen Umzug

An der BTU kann man die Reaktion der Kairoer Universität nicht nachvollziehen. „Das war nicht mit uns abgesprochen, und die Studierenden wollten das unseres Wissens nach auch nicht unbedingt“, sagt Vizepräsident Matthias Koziol. Man bedauere es umso mehr, als die Hinterbliebenen der Studentin und die anderen ägyptischen Studierenden die Uni für die intensive Betreuung nach dem Unfall sehr gelobt hätten.

Auch wenn die Ägypter jetzt in Berlin wohnen – sie studieren weiterhin in Cottbus. Da die meisten derzeit ihre Abschlussarbeit fertigstellen, müssen sie aber nicht täglich in die Lausitz pendeln, sagt Koziol. Die Vorgänge in der Tatnacht will Koziol nicht kommentieren: „Wir warten ab, was die Polizei und die Staatsanwaltschaft herausfinden.“

Das Unfallgutachten abwarten

Tatsächlich dauern die Untersuchungen noch an. Die menschenverachtenden Bemerkungen – so soll ein Beifahrer „Geht doch in euer Scheißland zurück!“ gerufen haben – wurden damals erst eine Woche nach dem Unfall durch die Aussagen einer Zeugin, eine Gymnasiastin, in der „Lausitzer Rundschau“ bekannt. Seitdem läuft beim Staatsschutz gegen die Mitinsassen ein Verfahren wegen Volksverhetzung und Beleidigung, auch die Staatsanwaltschaft ist aktiv geworden. Ob die Darstellung der Schülerin und ihres Freundes zur Hetze der Autoinsassen von anderen Zeugen bestätigt wurden, dazu wollte sich die Staatsanwaltschaft nicht äußern. „Wir haben weitere Zeugen befragt“, sagte eine Sprecherin. Darunter seien auch Rettungskräfte, ein Unfallgutachten lässt noch auf sich warten.

Wie wird sich das Ganze auf den Standort auswirken – auch angesichts der Tatsache, dass es in der Stadt seit langem Probleme mit Rechtsextremisten gibt? Einen Imageschaden befürchtet Koziol nicht. Die Zahl internationaler Studierender liegt bei über 1800 und steigt konstant: „Wenn es negative Mund-zu-Mund-Propaganda geben würde, hätte es längst eine Delle gegeben.“

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