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Stand Mai 2018: So soll das neue Stadion liegen, das Hertha BSC sich wünscht - ganz am Rand des Olympiaparks. Links das Olympiastadion, rechts unten der U-Bahnhof.

© Simulation: Hertha BSC/AS+P

Update

Berlin-Charlottenburg: Stadionneubau im Olympiapark? "Besser ist Tegel"

Die Sportpolitik sieht den Stadionneubau skeptisch: "kaum lösbare Probleme". Die SPD schlägt jetzt einen neuen Standort vor.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Die Pläne von Hertha BSC, im Berliner Olympiapark ein neues Fußballstadion zu bauen, bereiten den Sportpolitikern der Koalition so große Bauchschmerzen, dass sie für einen anderen Standort plädieren.

"Wir wollen den Verein in Berlin halten, aber der geplante Neubau bringt viele Probleme mit sich, die kaum lösbar erscheinen“, sagte der Sportexperte der Linken, Phillip Bertram, dem Tagesspiegel. Der Senat solle Hertha helfen, ein alternatives Grundstück ausfindig zu machen.

Das neue TXL-Viertel müsse eh angeschlossen werden - aber wann?

Es gibt auch schon eine Idee. Der sportpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Dennis Buchner, schlägt das Flughafengelände in Tegel vor, dass nach der Schließung des City-Airports zu einem Forschungs- und Industrie-Campus entwickelt werden soll. Ein Areal von 495 Hektar, da könnte vielleicht noch Platz sein für eine Fußballarena, glaubt Buchner. An den öffentlichen Nahverkehr müsse die geplante „Urban Tech Republic“ im nächsten Jahrzehnt ohnehin angeschlossen werden. Bisher ist das Gelände nur mit Bus oder Auto erreichbar.

Welche Grundstücke Hertha geprüft hat

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SPD-Politiker: Nur Grundstück in westlichen Außenbezirken

Für Hertha BSC käme wohl nur ein Grundstück in den westlichen Außenbezirken Berlins in Frage, so Buchner. „Treptow-Köpenick ginge sicher nicht“, sagte er in Anspielung an die Heimat des 1. FC Union. Einig sind sich beide Sportpolitiker, dass das Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof als neues Domizil für das Stadion ausscheidet. Eine Bebauung ist dort auf absehbare Zeit gesetzlich verboten. Der Bezirksbürgermeister von Charlottenburg-Wilmersdorf, Reinhard Naumann (SPD) hat diese Idee kürzlich ins Spiel gebracht.

Senat will Olympiastadion nicht fußballgerecht umbauen

Der Verein selbst hatte vor zwei Jahren 52 Standorte in Berlin und dessen Umland analysieren lassen. Davon sind laut einer Machbarkeitsstudie des Architektur- und Planungsbüros Albert Speer nur der Olympiapark und der Brandenburg Park bei Ludwigsfelde geeignet, um ein Fußballstadion zu bauen. Die meisten Hertha-Mitglieder und -Fans wollen aber nicht, dass ihr Verein ab 2025 in Brandenburg spielt. Der Senat wiederum hat seinen eigenen Plan, das Olympiastadion fußballgerecht umzubauen, endgültig aufgegeben.

Deshalb wurde in den letzten Wochen nur noch über eine neue, kompakte Arena am östlichen Rand des Olympiaparks diskutiert, die Hertha aus eigener Kraft finanzieren will. An diesem Freitag befasst sich der Sportausschuss des Abgeordnetenhauses erneut mit dem Thema. Es ist die dritte ausführliche Beratung im Parlament. Nach Meinung der Abgeordneten hat der Verein bisher viele Fragen zum Projekt nicht befriedigend beantwortet.

Es geht um folgende Punkte

1.Der Wert des weitgehend landeseigenen Grundstücks (53.400 Quadratmeter), auf dem der Neubau entstehen soll, wird sehr unterschiedlich gesehen. Der Verein denkt dem Vernehmen nach an 20 bis 50 Euro je Quadratmeter, dem Senat ist das viel zu wenig. Der Immobilienwert ist aber ausschlaggebend für den Erbbauzins, den Hertha bezahlen müsste. Immerhin käme dem Verein zugute, dass der Senat kürzlich beschlossen hat, die Erbbauzinsen für landeseigene Flächen zeitlich befristet (20 Jahre) zu halbieren.

2.Für die Bildungsstätte der Sportjugend und für 24 Wohnungen einer Genossenschaft, die für das Stadion abgerissen werden müssten, wurde bisher kein adäquater Ersatz angeboten, obwohl Hertha BSC das zugesichert hat. Möglicherweise gehen betroffene Anwohner vor Gericht, für die Bauplanung wäre das ein schwer kalkulierbares Risiko.

3.Die Zukunft des denkmalgeschützten Olympiastadions ohne den Ankermieter Hertha BSC, der im Sommer 2025 ausziehen will, ist völlig offen. Es droht ein Einnahmeverlust von vier Millionen Euro jährlich. Eine stärkere Nutzung für Konzerte und andere Großveranstaltungen wird durch die Lärmschutzverordnung des Landes Berlin erschwert. Die langfristige Planung attraktiver Events im „Oly“ ist ohnehin schwierig, denn die Heimspiele in der Bundesliga werden relativ kurzfristig angesetzt. Ein Parallelbetrieb in beiden Stadion ist aus Gründen des Lärmschutzes aber fast ausgeschlossen.

4.Die Sportexperten der Koalition haben auch gewisse Zweifel, dass der Berliner Profiverein die Kosten des Neubaus (mindestens 200 Millionen Euro) aus eigener Kraft stemmen kann. Konkrete Investoren sind bisher nicht bekannt. „Es dürfte sich vermutlich um Interessenten aus dem arabischen und asiatischen Raum handeln“, mutmaßt Buchner. Er geht davon aus, dass die Ticketpreise im neuen Stadion für die maximal 55 000 Zuschauer höchst wahrscheinlich deutlich steigen, weil Hertha zusätzliche Einnahmen für die Stadionfinanzierung braucht. Zumal der Senat auf einer Konkurrenzausschluss-Klausel besteht. Das bedeutet, dass in der neuen Arena nur Fußball gespielt werden darf. Andere Veranstaltungen, die Geld einbringen könnten, sollen dem Olympiastadion vorbehalten bleiben.

Die Sportpolitiker von Rot-Rot-Grün versichern, dass mit Hertha weiterhin ernsthaft über dessen Bauplanung im Olympiapark verhandelt wird. Trotzdem wurde der Herthastadion-Manager Klaus Teic hert nach "einem Plan B" gefragt. Der Verein hofft auf eine verbindliche Entscheidung des Landes Berlin, so oder so, bis zum Jahresende. Im Sportausschuss des Landesparlaments gab es auch aus den Reihen der Opposition viele kritische Redebeiträge und Sportsenator Andreas Geisel sagte: "Der Wunsch Herthas nach dem Neubau am Olympiapark ist nachvollziehbar, aber der Verein muss noch viele Fragen beantworten." Es werde weitere Gesprächsrunden geben, in die die Finanzverwaltung, die Stadtentwicklungsbehörde und das Landesdenkmalamt einbezogen würden. Zurzeit werde ein Wertgutachten unabhängiger Sachverständiger für das potenzielle Baugrundstück auf den Weg gebracht. Ein Ergebnis läge voraussichtlich bis zum Jahresende vor. Mit Ausnahme der FDP waren sich alle Fraktionen einig, dass Hertha BSC auch langfristig in Berlin Fußball spielen soll, und nicht in Brandenburg.

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