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Berlin: Stadt will Babelsberg 03 mit 700 000 Euro helfen

Fußballverein braucht knapp doppelt so viel

Potsdam - Der wegen der Potsdamer Filz-Affäre vom Absturz bedrohte Drittliga-Fußballverein SV Babelsberg 03 soll gerettet werden: Auf Drängen aller Parteien im Potsdamer Stadtparlament soll der Klub 700 000 Euro Zuschuss aus dem städtischen Haushalt bekommen. Das gab am Freitag Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) bekannt. Mit dem Geld könnte die drohende Insolvenz des SV Babelsberg 03 abgewendet werden, der Verein müsste jedoch trotzdem um eine Spielklasse in die Regionalliga absteigen.

Die 700 000 Euro sollen nur fließen, wenn der Vorstand des Vereins ausgetauscht wird, so lautet die Bedingung der Stadt. Gegen die bisherige Vereinsleitung um Präsident Rainer Speer, den vormaligen brandenburgischen SPD-Finanz- und Innenminister, protestieren vor allem die Fans des SV Babelsberg 03. „Vorstand raus“, heißt es, seit vor einigen Monaten bekannt wurde, dass Mitglieder des Vorstands in die Immobilienaffäre um die Krampnitzer Kaserne verwickelt sind. Einige müssen daher vor dem Untersuchungsausschuss des Landtags aussagen.

Auf die Rettungsaktion reagierte die Führung des Fußballklubs am Freitag sehr zurückhaltend. Geschäftsführer Ralf Hechel sagte: „Es fehlt definitiv knapp noch einmal so viel. Ich hatte die Hoffnung, dass die Stadt über ihren Schatten springt und die 3. Liga sichert.“

Dabei wurde am Freitag klar, dass der SV Babelsberg 03 finanziell nie drittligatauglich war. Mehrere Jahre soll es Lücken im Etat des Klubs gegeben haben, die durch Geheimbürgschaften gestopft wurden, wie Jakobs bestätigte. So soll der vor einer Woche abgetretene einflussreiche Geschäftsführer der Potsdamer Stadtwerke, Peter Paffhausen, dem Sportverein freihändig Bürgschaften in Höhe von 400 000 bis 600 000 Euro gegeben haben. Weder er noch andere Aufsichtsratsmitglieder hätten von dem finanziellen Risiko, das Paffhausen eingegangen war, erfahren, sagte Jakobs. Er sitzt als Oberbürgermeister den Aufsichtsräten der Stadtwerke und deren Tochter Energie und Wasser Potsdam GmbH (EWP) vor. Paffhausen war bis vor einer Woche Aufsichtsratschef des SV Babelsberg 03. Für Potsdams SPD-Chef Mike Schubert sind die Geheimbürgschaften Paffhausens „schwere Vertragsverletzungen“.

Nach Informationen dieser Zeitung könnte der Alleingang des Ex-Geschäftsführers die städtische EWP noch teuer zu stehen kommen: Die aktuelle Bürgschaft müsse wohl „gezogen“ werden – dann müsste die EWP für mindestens 200 000 Euro aufkommen, die der Fußball-Klub nicht durch Sponsoren einnehmen konnte. Vor diesem Hintergrund löst in Potsdam Empörung aus, dass Paffhausen in der Vorwoche nicht gekündigt wurde, sondern Jakobs einen Aufhebungsvertrag mit ihm schloss. Danach soll Paffhausen dem Vernehmen nach eine siebenstellige Abfindung erhalten. SCH/HK/pet

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