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Stadtentwicklung: Mediaspree wird zum Wohnquartier

Private Investoren wollen entlang der Spree zwischen Mitte und Treptow nicht mehr rein gewerbliche Gebiete entwickeln. Senat und Bezirke finden das gut.

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Private Investoren planen um und wollen entlang der Spree in der City-Ost vorrangig Wohnungen und weniger Gewerberäume und Büros bauen, als dies bisher vorgesehen war. Der Senat und die Bezirke Mitte, Friedrichshain-Kreuzberg und Treptow-Köpenick sollen diese Entwicklung offensiv fördern. Dies ist das wichtigste Ergebnis einer Anhörung über die Zukunft von Mediaspree am Mittwoch im Stadtentwicklungsausschuss des Abgeordnetenhauses.

Der Vorschlag des Bau-Staatssekretärs Ephraim Gothe (SPD), „gemeinsam mit Friedrichshain-Kreuzberg zu bilanzieren, wie hoch die durch Planungsrecht schon festgelegte Wohnnutzung in dem Gebiet ist, und auszuloten, was darüber hinaus möglich wäre“, wurde vom Bezirksbürgermeister Franz Schulz (Grüne) aufgegriffen. Er regte an, Mitte und Treptow-Köpenick einzubeziehen. Auch der CDU-Abgeordnete Stefan Evers plädierte dafür, die Diskussion zu bündeln. Denn Mediaspree wächst längst über seine ursprünglichen Grenzen hinaus. Die Stadtplaner sprechen inzwischen lieber von der „Oberen Stadtspree“.

Ein höherer Wohnanteil setzt voraus, dass das bestehende Bau- und Planungsrecht für viele Projekte geändert werden muss. Im Einvernehmen mit den privaten Grundstückseignern sei dies möglich, sagte Gothe. Auch die Linken-Abgeordnete Katrin Lompscher sieht Chancen für eine „stärker gemischte Nutzung“ bei neuen Bauprojekten entlang des Flusses. Peter Stäblein, Chef der landeseigenen Hafengesellschaft Behala, bestätigte dies für Immobilien, die sein Unternehmen vermarktet. So gebe es für den Osthafen „im Wesentlichen nur noch Nachfrage nach Wohnungen“. Ein anderes Beispiel nannte Manfred Kühne, Abteilungsleiter in der Stadtentwicklungsbehörde: Zwei lange geplante Hochhäuser in Treptow-Nord veränderten sich nun zu einem reinen Wohnprojekt.

Paul-Martin Richter von der Initiative „Mediaspree versenken“ warnte jedoch vor neuen Fehlentwicklungen. „Wir wollen kein Urban-Entertainment-Viertel mit ausschließlich hochpreisigem Wohnangebot.“ Und Bezirksbürgermeister Schulz machte darauf aufmerksam, dass mehr Wohnungen entlang der Stadtspree auch „Folgeeinrichtungen, etwa Schulen“, erforderlich machten. Er forderte den Senat zudem auf, „ehrgeizige Ziele für Energie sparendes Bauen“ durch rechtliche Vorgaben zu stützen.

Eine gute Nachricht für Friedrichshain-Kreuzberg rundete die harmonische Ausschusssitzung ab. Die Planungshoheit für das seit einem Jahrzehnt umstrittene Grundstück Cuvry-/Schlesische Straße könnte, das stellte jedenfalls Staatssekretär Gothe in Aussicht, wieder dem Bezirk übertragen werden. Ein großes Problem bleibt hingegen die Vermarktung der landeseigenen Immobilie Schillingbrücke/Stralauer Platz, wie Liegenschaftsfonds-Chef Holger Lippmann bestätigte. Altlasten wie eine marode Ufermauer und der Bau eines Uferwanderwegs dürften rund 6,2 Millionen Euro kosten.

Die Politik folgt damit dem Markt. Das zeigt der jüngst bekannt gewordene überraschende Verkauf des Areals „Neue Spreespeicher“ auf der Kreuzberger Uferseite. Der neue Eigentümer will die Pläne für einen Bürokomplex kippen – und Wohnungen bauen. Auch an anderer Stelle in dem Entwicklungsgebiet werden in diesem Jahr Weichen gestellt. Das „Juwel“, wie Schulz die Lohmühlen-Insel westlich der Arena nennt, könnte schon bald entwickelt werden. Noch liegt dort ein Industriehafen mit angrenzender Zementfabrik. Doch Verhandlungen über deren Umzug laufen – danach will Schulz zügig Baurecht schaffen. Ein 50 Meter breiter Uferweg soll auch hier, „wo Biber aus den Kaimauern herausklettern“, frei bleiben.

Gut voran kommen Schulz zufolge auch die Verhandlungen über die Entwicklung der BSR-Grundstücke auf der Friedrichshainer Seite, an der Holzmarktstraße. Einen rechtskräftigen Bebauungsplan gibt es schon. Nun braucht es nur noch einen Investor. Dasselbe gilt für das Postareal am Ostbahnhof, auf dem drei bis vier Neubauten entstehen können – Ecke Straße der Pariser Kommune sogar ein 108 Meter hoher Turm. An der Ablehnung dieses Projekts durch den Volksentscheid von 2008 hält Schulz jedoch weiter fest.

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