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© AFP

9. November: Ein Feiertag für alle

Mauerfall-Jubiläum in Berlin: Gedenken allerorten, die Hotels ausgebucht, die Straßen überfüllt – und die FDP fordert einen arbeitsfreien 9. November.

Die Straßen und Plätze waren voll, rund ums Brandenburger Tor und quer durch die Stadt feierten am Montag Hunderttausende den 20. Jahrestag des Falls der Berliner Mauer. Am späten Abend wurde die Öffnung der deutsch-deutschen Grenze am 9. November 1989 mit bunten Styroporsteinen symbolisch dargestellt.

Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) mahnte an der Mauergedenkstätte an der Bernauer Straße, nicht das durch die Mauer verursachte Leid der Menschen zu vergessen. Die Erinnerung an die DDR-Diktatur sei wichtig und müsse als Mahnung für die junge Generation dienen, „dass Diktaturen in Deutschland keinen Platz haben“.

Den Hoteliers bescherte der Jahrestag ein sehr gutes Geschäft. Es habe nur noch vereinzelte freie Zimmer gegeben – zudem waren alle Präsidentensuiten in den Luxushotels belegt, teilte die Tourismus GmbH mit. BTM-Geschäftsführer Burkhard Kieker sagte: „Die Welt schaute erneut auf Berlin.“ Die BTM hofft auf einen ähnlichen Werbeeffekt für Berlin wie nach der Fußball-WM 2006.

20 Jahre nach dem Fall der Mauer bekommt eine Idee neuen Aufwind, die Politik und Öffentlichkeit zuletzt in den 90er Jahren beschäftigte. Sowohl die Berliner FDP als auch die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, fordern: Der 9. November soll Feiertag werden – und damit arbeitsfrei.

„Es ist wichtig, ihn als Feiertag und als Gedenktag zu würdigen“, sagt Christoph Meyer, FDP-Fraktionschef im Abgeordnetenhaus, dem Tagesspiegel. Dabei müsse neben freudigen Ereignissen wie dem Mauerfall auch an die Pogrome der Nationalsozialisten am 9. November 1938 erinnert werden – beides kann aus FDP-Sicht ein Feiertag leisten. Meyer würde allerdings im Gegenzug auf den 1. Mai als Feiertag verzichten wollen. Zuvor hatte bereits die EKD-Ratsvorsitzende Käßmann gesagt: „Der 9. November sollte zentraler Feiertag sein, weil er die Höhen und die Tiefen unserer Geschichte verbindet, weil er Mahnung und Ermutigung zugleich ist.“

Deutschlandweit ist allerdings der 3. Oktober als Einheitsfeiertag festgelegt. Auf Berliner Ebene könnten jedoch Senat und Abgeordnetenhaus die Bedeutung des Tages für die Stadt würdigen und einen Landesfeiertag beschließen.

Das stößt allerdings bei den anderen Parteien auf wenig Zuspruch. So findet CDU-Chef Frank Henkel, dass der 9. November 1989 „eine, wenn nicht gar die Sternstunde der deutschen Geschichte“ war, die „den Rang eines Nationalfeiertages durchaus verdient hätte“. Zugleich sei es wegen der antisemitischen Pogrome aber auch eines der „dunkelsten Kapitel“. Deswegen ist Henkel gegen einen solchen Feiertag. Auch Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) hatte sich in der Vergangenheit dagegen ausgesprochen, das „verfluchte deutsche Datum“ zum Feiertag zu machen.

In der Nacht zum Jahrestag hatte bereits eine Gruppe linker Aktivisten auf ungewöhnliche Weise des Mauerfalls gedacht. Sie zerstörten fünf Meter Umzäunung des ehemaligen Flughafens Tempelhof auf Höhe der Oderstraße. In einem Bekennerschreiben beziehen sich die Täter auf den Gedenktag: „Mauern und Grenzen haben viele Gesichter, sie bestehen nicht nur aus Beton und Steinen.“ Die Täter fordern die Öffnung des Geländes. Der Staatsschutz ermittelt.

Das Nachsehen hatten die Autofahrer: Der Verkehr brach am Nachmittag in der Innenstadt völlig zusammen. Wegen des Volksfests am Brandenburger Tor und der anderen Feiern waren etliche zentrale Straßen gesperrt, auf der Stadtautobahn und an Knotenpunkten staute sich der Verkehr teilweise stundenlang.

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