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ALLES MUSS REIN Am Wochenende laden Regierung, Museen und Adlon ein: Mit Schirm, Charme und Merkel

Kanzleramt und Ministerien öffnen am Wochenende wieder ihre Türen. Mehr als 150 000 Besucher werden erwartet

Angela Merkel ist diesmal besonders gastfreundlich. Das ganze Wochenende führt sie Besucher durchs Haus, versorgt sie mit Informationen zu den einzelnen Räumen und erzählt kleine Anekdoten. Dabei gönnt sie sich keine Pause: Nach jeder Tour beginnt sofort die nächste. Leider kann die Kanzlerin keine Nachfragen beantworten, denn man sieht sie nur auf Bildschirmen. „Sonderpodcast“ nennt Regierungssprecher Thomas Steg die virtuelle Führung.

Zum neunten Mal laden Kanzleramt und Ministerien dieses Wochenende zum Tag der offenen Tür. Die meisten Häuser können sowohl am Sonnabend als auch am Sonntag besucht werden. Das Umweltministerium und das Familienministerium lassen dieses Jahr zwangsweise ihre Türen zu. Ihr Dienstsitz in der Alexanderstraße 3 ist eine große Baustelle. Deswegen präsentieren sich beide in einer Zeltstadt am Bahnhof Friedrichstraße.

Die Bundesregierung erwartet 155 000 Besucher, die es zu den 14 Ministerien, dem Kanzleramt und dem Presse- und Informationsamt zieht. Zum zweiten Mal öffnet die Bundespressekonferenz ihre Pforten, außerdem ist am Sonnabend das ARD-Hauptstadtstudio geöffnet und wird wie die anderen Adressen von Shuttlebussen angefahren. Für Regierungssprecher Steg ist das Wochenende eine „schöne Gelegenheit, in direkten Kontakt mit Spitzenpolitikern zu kommen“. Dafür braucht man allerdings Geduld: Gerade vor dem Kanzleramt ist wieder mit einer langen Schlange zu rechnen. Wer Angela Merkel am Sonnabend zwischen 14 und 16 Uhr – da ist sie dann nicht nur auf dem Schirm, sondern leibhaftig vor Ort – die Hand schütteln will, sollte sich früh auf den Weg machen und unbedingt Personalausweis oder Reisepass bei sich haben. „Die Zugangskontrollen sind mit denen am Flughafen zu vergleichen“, sagt Thomas Steg. Im Innenministerium kommen auch Sprengstoff- und Drogenspürhunde zum Einsatz, anders als am Flughafen jedoch nur zur Unterhaltung der Besucher. Fast alle Minister werden für einige Stunden persönlich anwesend sein, mit den Gästen ins Gespräch kommen und sich möglichst charmant von ihrer besten Seite zeigen. Umweltminister Sigmar Gabriel, Familienministerin Ursula von der Leyen und Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee haben noch keine Zusage gegeben, aber Sprecher Steg macht Hoffnung: „Die Erfahrung zeigt, dass sich die Minister oft noch kurzfristig entscheiden.“

Natürlich wird vor dem Kanzleramt auch wieder ein roter Teppich ausgerollt, wie bei einem Staatsbesuch. Wobei so ein umfangreiches Programm eigentlich selbst mächtigen Staatsgästen nicht geboten wird. Jedes Ministerium hat seinem Aufgabenbereich entsprechend ein Programm auf die Beine gestellt. Das Verteidigungsministerium plant eine Bundeswehrmodenschau, das Verkehrsministerium bietet ein Sprit-SparTraining an; und im Wirtschaftsministerium gibt es eine Ausstellung zum Designpreis 2007. Gerade den Kindern wird viel geboten, sagt Steg: „Wir haben Angebote in allen Ministerien.“

Aber auch die Erwachsenen bekommen Interessantes zu sehen. Zum Beispiel das goldene Konterfei von Gerhard Schröder, das nun in der Galerie der Altkanzler-Porträts im Kanzleramt hängt. Interessant wird es auch bei öffentlichen Pressekonferenzen in der Bundespressekonferenz oder bei der Ausstellung des Fuhrparks im Kanzleramt. Musikalischer Höhepunkt ist der Auftritt der Münchner Hip-Hop-Band Blumentopf am Sonntag um 14 Uhr. Und weil die Rapper vor allem für intelligente Reime mit viel Wortwitz bekannt sind, spielen sie folgerichtig im Garten des Bildungsministeriums.

Matthias Jekosch

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