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American Academy: "Es müsste mehr Bloombergs und Kissingers geben"

Beim Gartenfest der Großen in der American Academy waren Kissinger, Bloomberg und von Weizsäcker zu Gast.

Das Mantra eines erinnerungswürdigen Abends in der American Academy am Wannsee lautete: „Es müsste mehr Kissingers und Bloombergs geben auf der Welt.“ Der unoriginellste Small-Talk-Satz bezog sich auf den mit dem Henry-Kissinger-Preis ausgezeichneten New Yorker Bürgermeister: „Den würde ich auch wählen“.Der Verleger Stefan von Holtzbrinck, der zweite Laudator nach Richard von Weizsäcker, sieht in der faszinierenden Geschichte des Selfmade-Milliardärs, für den die New Yorker eigens die Möglichkeit einer dritten Amtszeit geschaffen haben, eine Mischung aus Science Fiction und Märchen. Für die Gäste des Abends war er vor allem eine Art Hoffnungszeichen für das, was Politik auch sein könnte, wenn sie nicht immer wieder in nutzlosem parteipolitischen Gezänk und kleinteiligem Kalkül versacken würde. 

Auch einer wie Bloomberg kann nicht alles verwirklichen, was er für sinnvoll hält. „Wir wollen die Besten nach New York holen“, sagt er schlicht. Und würde deshalb am liebsten jedem eine Greencard auf Probe geben, der in New York ein Unternehmen gründet und innerhalb von sechs Monaten zehn Arbeitsplätze schafft. Und wenn das nicht klappt, würde er die Greencard halt wieder einziehen. Politisch lässt sich das in Washington natürlich nicht durchsetzen, aber die Idee allein zeigt schon, wie pragmatisch der parteilose Bürgermeister denkt, der für den Weg zur Arbeit gern die schnelle U-Bahn nutzt.

Auch der Rat, in schlechten Zeiten in die Zukunft zu investieren, um eine Abwärtsspirale zu verhindern, klingt erfrischend: „Das Empire State Building und der Central Park sind in schlechten Zeiten entstanden.“ Contrazyklisch denkende Unternehmer wissen eben, dass dann die Löhne niedrig und die Grundstücke billig sind.

Über Einwanderer sagt er: „Wir brauchen sie, weil sie uns herausfordern.“ Was er sagt, klingt hart, aber gut.

Kissinger sieht in Bloomberg einen Freund, der Mut und Entschlossenheit verkörpert, der die Gabe hat, in Richtungen zu gehen, die am Anfang nicht klar sind, einer der das Sprichwort, nach dem Straßen entstehen, indem man auf ihnen geht, verwirklicht. Einen der Gründe, warum die Welt reif ist für eine neue, pragmatische, rasch reaktionsfähige  Politik nannte der Preisträger in seiner Rede selber: „Die Welt verändert sich schneller und unvorhersehbarer als je zuvor.“ Elisabeth Binder

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