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Peter Krenn am Steuer der "Swiss Craft", eine Schweizer Motorjacht von 1948.

© Christoph Stollowsky

Ankerplatz (4): Klassisch aufs Wasser

Berlin war in den 20er Jahren die bedeutendste deutsche Bootsbauerstadt für Binnenschiffe. Kein Wunder also, dass die Gesellschaft zur Erhaltung historischer Wasserfahrzeuge auch heute noch viel zu tun hat.

Klassiker-Boote haben es Künstlern offenbar angetan – gestern wie heute. Hildegard Knef verbrachte im Jahr des Mauerbaus 1961 traumhafte Wannsee-Wochen  auf ihrer Motoryacht, gemeinsam mit ihrem damaligen Geliebten, dem Schauspieler David Cameron. Ihre schwimmende Liebeslaube war ein restauriertes Schiff aus den 30er Jahren. Und Regisseur Til Schweiger ließ sich 2010 von der Bootsmanufaktur Berlin ein Polizeiboot von 1936 mit viel Mahagoni aufarbeiten. „Barefoot“ (Barfuß) nennt es Käpt’n Schweiger. In Halle 6 kann man diese beiden Schiffe zwar nicht bewundern, aber dafür etliche andere maritimen Raritäten – poliert bis zur Messingglocke und glänzenden Stahlschraube.

„Das gehört sich so für eine Berliner Messe“, sagen Nils Clausen und Peter Krenn von der Bootsmanufaktur, zu der auch die Gesellschaft zur Erhaltung historischer Wasserfahrzeuge gehört. Schließlich war Berlin in den 20er Jahren die bedeutendste deutsche Bootsbauerstadt für Binnenschiffe. In der  Köpenicker Wendenschloßstraße und in Zeuthen  betrieb Claus Engelbrecht damals die größte Binnenwerft Europas. Vor allem die sogenannten Backdecker entwarfen und bauten er und seine Ingenieure am laufenden Band.

Der kleine Spreeschlepper "Goliath" von 1960.

© Christoph Stollowsky

Heute arbeitet die Bootsmanufaktur in einer Produktionshalle des früheren DDR-Fernsehröhrenwerkes an der Spree in Oberschöneweide Klassiker auf. Ihr Bootsbauer Peter Krenn (67)  segelt selbst auf dem Langen See bei Grünau eine gaffelgetakelte Haff-Jolle, Baujahr   1950. Auf der Messe erklärt er  nun die aufgebockten Vorzeigestücke. Beispielsweise  das  Kajütboot „Freude“ von 1934, die „Swiss Craft“, eine Schweizer Motorjacht von 1948, den kleinen Spreeschlepper „Goliath“ von 1960, das schwedische Schären-Motorboot „Pettersson Larsson“ mit Teakdeck oder  das Polizeiboot „Achilles“ von 1934, elf Meter lang und besonders schnittig gebaut für Verfolgungsfahrten auf der Spree. Für Achilles heutige Liebhaber hat die Bootsmanufaktur dem Stahlkahn ein Mahagonideck spendiert. Was Peter Krenn an den Klassikern fasziniert? „Man gewinnt ein persönliches Verhältnis zu jedem Boot,ganz anders als zu den modernen Plastewannen.“

Das sieht der Freundeskreis Klassischer Yachten ähnlich. Seine Berliner Mitglieder präsentieren in Halle 6 zum Beispiel den schwedischen Schärenkreuzer „Prinsessan“ von 1917. Sein heutiger Eigner hat das Boot 1980 gekauft, dessen Herkunft erforscht und mit viel Kleinarbeit das  ursprüngliches Aussehen wieder hergestellt – gemäß dem Motto des Freundeskreises: „Segeln, lieben, bewahren.“ Noch bis zum Wochenende ist die „Prinsessan“ auf dem Trockenen zu sehen, danach kommt sie wieder ins Wasser an ihrem Heimatsteg im Köpenicker Ortsteil Müggelheim. 

Boot und Fun noch bis zum 27. November, täglich 10-18 Uhr, Eintritt 10 Euro (erm. 7,-).

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