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Rainer Schimke baut nicht Flöße, sondern auch gleich noch Modell davon.

© Christoph Stollowsky

Ankerplatz (5): "Leinen los!" wie bei Tom Sawyer

Wie wär's mal mit einer Floßfahrt? Das klingt zumindest abenteuerlich. Auf der Messe Boot und Fun präsentieren zahlreiche Anbieter ihrer Modelle. Christoph Stollowsky hat sich genauer umgeschaut.

Im Frühjahr 2011 riefen die Produzenten des gerade angelaufenen Kinofilms „Tom Sawyer“ bei Rainer Tews und Ronny Rehberg in Neustrelitz an. „Wie montiert man am besten einen unsichtbaren Floßantrieb?“ wollten sie wissen. Kein Problem für die erfahrenen Floßbauer von „Tom Sawyer Tours“, des ältesten Floßcharter-Unternehmens in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Sie bauten unter dem Deck einen Elektromotor ein. Als die Filmemacher ihnen nach dem letzten Dreh das Floß der zwei jungen Kinohelden schenken wollten, sagten Tews und Rehberg aber dankend ab. „Das schwamm ja auf bröseligen Styroporblöcken.“

Die von Außenbordern angetriebenen Flöße fürs Wasserwandern von „Tom Sawyer Tours“ oder „Biberburg Tours“, die in Halle 2 und 5 auf der Messe gezeigt werden, sind dagegen robust und um einiges komfortabler als die Mark- Twain-Version – und gemütlich wie ein Wochenendhäuschen. Wer’s rustikal will, nimmt die finanziell günstigere Variante  mit Campingkocher statt eingerichteter Küche und Sitzen, die nachts mit Einlegeböden zum Bett umgebaut werden müssen. Allzuviel Bequemlichkeit passt allerdings nicht zur Sehnsucht nach Romantik, Abenteuer und Naturnähe auf dem  Floß. Deshalb bemühen sich die Vercharterer hier um gute Kompromisse.

An Deck. Das Floß von Rainer Tews und Ronny Rehberg ist gemütlich wie ein Wochenendhaus.
An Deck. Das Floß von Rainer Tews und Ronny Rehberg ist gemütlich wie ein Wochenendhaus.

© Christoph Stollowsky

Auf der Bootsmesse freuen  sie sich über einen „regelrechten Floßboom.“ Die Kundschaft habe sich seit etwa 2006 mehr als verdreifacht. Und der überwiegend in Brandenburg gedrehte Mississippi-Film wird die Buchungen gewiss weiter hochtreiben. Allerdings ist auch die Konkurrenz gewachsen. „Tom Sawyer-Tours“ begann 2000 mit zwei Flößen ganz alleine in Brandenburg und Mecklenburg. Inzwischen gibt es etliche Floßanbieter, doch die Allerersten sind noch immer die weitaus Größten: „Tom Sawyer“ vermietetet an verschiedenen Stationen insgesamt 34 Flöße. Auch in Berlin, an der „Marina Lanke“ in Spandau-Pichelsdorf, soll im kommenden Jahr eine Charterstation eröffnen. In Postdam und am Müggelsee kann man schon jetzt Flöße mieten.

Die meisten Charterer gehen eine Woche aufs Wasser. Manche starten aber auch zu weitaus längeren Touren. Rainer Schimke von „Biberburg-Tours“ bei Templin bekam gerade vor Messebeginn einen Anruf aus Shanghai. „Jemand mietete von dort aus eines seiner Flöße gleich für drei Wochen.“ Rund die Hälfte seiner Gäste kommen allerdings aus Berlin, es sind Familien, junge Leute, aber „auch zunehmend  ältere Menschen.“

Schimkes Unternehmen am Rödelinsee ist typisch für das schnelle Wachstum der Floßbauer. 2005 wünschten sich seine damaligen Kinder im Schulalter ein eigenes Floß. Und sie bastelten auch gleich eines nach ihren Vorstellungen aus Pappe. Der Vater, damals schon  Kanu- und Kajakverleiher, konstruierte und baute nach diesem Vorbild das erste Gefährt. Es erinnert aufgrund seiner Höhe ein wenig an Biberburgen. Inzwischen liegen an Schimkes Kai 15 Flöße. 

Boot und Fun bis 27. November, täglich 10-18 Uhr, Eintritt 9 Euro (erm. 7 Euro).

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