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Stadtleben: Auf der Strecke geblieben Tagesspiegel-Salon: Nadja Klinger und Jens König lesen aus ihrem Buch „Einfach abgehängt“

Zum Beispiel Angelika Irling. 39 Jahre alt, ehemals Sekretärin: Ihr Mann hat sie mit einem Haufen Schulden sitzen lassen.

Zum Beispiel Angelika Irling. 39 Jahre alt, ehemals Sekretärin: Ihr Mann hat sie mit einem Haufen Schulden sitzen lassen. Oder Daniela Lehmeier, 30 Jahre alt: Als Verkäuferin hat sie jahrelang kaum Geld verdient, nun ist sie arbeitslos und muss ihrem Sohn den Wunsch abschlagen, gemeinsam Pizza essen zu gehen. Patrick, 20 Jahre, hat die Hauptschule abgebrochen und kriminelle Dinger gedreht, jetzt holt er den Abschluss nach, aber mit wenig Perspektiven auf einen Job. Alle drei leben in Armut. Aber arm ist auch die Akademikerin, die sich von Honorarvertrag zu Honorarvertrag hangelt, und manch eine kinderreiche Familie. Armut in Deutschland hat viele Gesichter.

Die Zahlen sind schnell gesagt: Elf Millionen Menschen in Deutschland sind arm oder von Armut bedroht, sieben Millionen leben auf Sozialhilfeniveau, drei Millionen Haushalte sind überschuldet. Die Schicksale dahinter bleiben oft im Dunkeln. Was bedeutet es, in diesem Lande arm zu sein? Was heißt es, wenn man im Monat von 345 Euro Hartz- IV-Regelsatz leben muss?

Tagesspiegel-Autorin Nadja Klinger und der Taz-Journalist Jens König wollten wissen, wer diese Menschen sind, wie sie mit ihrer Lage umgehen, wie sie ihre Selbstachtung wahren. In ihrem Buch „Einfach abgehängt – Ein wahrer Bericht über die neue Armut in Deutschland“ (Rowohlt Berlin, 255 Seiten, 14,90 Euro) porträtieren sie Menschen, die den Aufstieg nie geschafft haben – und solche, die aus scheinbar sicherer Position abstürzten. „Unsere Gesellschaft ist, was Armut betrifft, autistisch“, schreiben sie, „sie kennt tausende Statistiken, aber sie ist unfähig, sich in die Lage armer Menschen hineinzuversetzen oder sie gar zu verstehen.“

Im Salon lesen Nadja Klinger und Jens König aus ihrem Buch und sprechen mit Tagesspiegel-Redakteur Ralf Schönball (Berlin-Redaktion) über die Armut mitten unter uns. Wie immer im Tagesspiegel-Salon sorgen die literarischen Köche von Eßkultur für das leibliche Wohl. Musikalische Begleitung: Jazzpianist Johannes Kersthold. Ein Teil des Erlöses geht als Spende an die Zahnarztpraxis für Obdachlose am Ostbahnhof – eines der Projekte, von dem Nadja Klinger und Jens König erzählen. D.N.

Zeitung im Salon mit Nadja Klinger und Jens König, Mittwoch, 7. November, 19 Uhr 30, Grüner Salon, Volksbühne, Rosa-Luxemburg-Platz. Eintritt (inklusive Essen) 14 Euro, für Hartz-IV-Empfänger 7 Euro. Anmeldung erforderlich unter Tel. 030/26009-609 (Dienstag von 7.30 Uhr bis 20.00 Uhr, die Zahl der Plätze ist begrenzt. Gehen mehr Anmeldungen ein, entscheidet das Los.). Weitere Informationen unter www.tagesspiegel.de/salon.

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