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Franzosen

© Kai Uwe Heinrich

Ausstellung: Eine Nacht mit den schönsten Franzosen

"Die schönsten Franzosen kommen aus New York" – davon überzeugten sich bisher bereits über eine halbe Million Besucher. Für Nachzügler wird es jetzt eng – am 7. Oktober "reisen" die schönsten Franzosen ab. Bis dahin gelten längere Besuchszeiten.

Für alle, die es noch nicht zu zu den schönen Franzosen schafften, ist deshalb seit dieser Woche bis um Mitternacht geöffnet, in der Nacht vom 2. auf den 3.Oktober wird bei den Franzosen sogar durchgemacht.

Am späten Donnerstagabend machten so viele Besucher von der Öffnung bis Null Uhr Gebrauch, dass sich die ansonsten durchschnittliche Wartezeit von etwa 120 Minuten auf 179 erhöhte – und das bei strömendem Regen.

Verdrossen hat das niemand. Im Gegenteil. Während draußen der Regen aufs nächtlich schwarze Pflaster rauschte, konnte man sich drinnen behaglich im Trockenen in Monets sonnendurchfluteten „Garten in Sainte- Adresse“ ergehen und den Blick übers blaue Meer auf die Küste von Honfleur genießen – für viele in dieser nassen Berliner Nacht ganz offensichtlich ein Kunsterlebnis der besonderen Art. Monets Gemälde von 1867 zählte dabei in der Ausstellung der französischen Meisterwerke des 19. Jahrhunderts nicht nur am vergangenem Donnerstag zu den beliebtesten Kunstwerken. Zu denen gehört seit 1. Juni auch das Bild der französischen Nationalheldin. Immer wieder stauten sich in der Nacht die Zuschauer davor, nahmen andächtig den von Jules Bastien-Lepage 1879 gemalten Moment in sich auf, an dem Johanna von Orléans im Garten ihres Elternhauses eine göttliche Erscheinung erfährt. „Selbst der Bundespräsident war ganz scharf auf das Bild“, erzählt einer der Aufsichtsleute, deren Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft hier einmal gelobt werden soll.

„Schau mal, wie das Bild in den Raum hinein und gleichzeitig in die schwarze Nacht hinausleuchtet“, machten sich gegen 23 Uhr 30 zwei Frauen auf die „Zeichnende junge Frau“ aufmerksam, die Marie-Denise Villers 1801 malte. „Gut, dass wir nachts gekommen sind, da ist alles noch schöner als am Tag“, sind die Besucherinnen mit ihrem Museumsbesuch zu ungewöhnlicher Zeit zufrieden.

Die längeren Öffnungszeiten könnten den Berlinern etwas Sovoir vivre vermitteln, ist sich André Odier sicher. Der junge Projektleiter der Ausstellung weiß als Franzose, was den Berlinern an französischer Lebensart fehlt. Seine Landsleute würden daheim so einen nächtlichen Ausstellungsbesuch als Genießerabend gestalten, beispielsweise zuvor ins Kino oder schick essen gehen. Und nach der Ausstellung schlüpften sie dann „mit guten Gedanken“ ins Bett.

Allzuspät in der Nacht sollte man den schönen Franzosen trotzdem nicht seine Aufwartung machen, reicht die Zeit doch sonst nicht für den Gesamtüberblick. Noch dazu, wenn man sich von dem einen oder anderem Bild gar nicht mehr trennen mag, wie am Donnerstagnacht ein junges Mädchen. Regungslos saß sie lange auf dem Boden vor dem Akt der „Frau mit Papagei“, mit dem Gustave Courbet 1866 die Kunstwelt erregte.

Im Saal mit den Skulpturen zieht weiter ein Muskelmann die Aufmerksamkeit auf sich. Mehrmals machte eine alte Dame um den „Adam“ von Auguste Rodin die Runde, beäugte jedes Detail des kraftvollen Körpers – offensichtlich hatte sie so was lange oder überhaupt noch nicht gesehen. Im Museums-Shop sah man sie kurz vor Mitternacht wieder – glücklich mit den schönsten Franzosen in der Einkaufstüte. „Bonne Nuit“ hatte ein Schild am Eingang ihr verkündet, dass man ab 20 Uhr „Le Katalog“ zum Nachtschwärmerpreis von 20 Euro (statt 29 Euro) bekommt.

Vom 30. September bis zum Ausstellungsschluss am 7. Oktober um 22 Uhr gibt es noch mehr Schnäppchen: Auf eBay werden die beliebtesten Souvenirs zu den „schönsten Franzosen aus New York“ versteigert. Darunter befinden sich auch bisher nicht verkäufliche Dinge wie Werbeplakate, signierte Kataloge, T-Shirts und die blau-weiß-rote Besucher-Sitzkissen- Schlange

Informationen im Internet

metinberlin.org

stores.ebay.de/Met-Berlin-Shop

Heidemarie Mazuhn

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